Stolz zeigt Jean-Claude Sonnet auf das wandgroße Plakat mit Gruppenfotos von den Teilnehmern des Weismeser Fußballcamps seit 1994. Sogar der ein oder andere, der heute als Trainer dabei ist, findet sich auf den Aufnahmen zurück - als früheren Teilnehmer. "Das Trainingslager in Weismes ist ein Sommerevent, würde ich sagen. Es ist immerhin die 27. Auflage, das ist nicht ohne."
Jean-Claude Sonnet und seine Mitstreiter ziehen das Ferienangebot mit viel Liebe zum Detail auf: Dazu gehören Nationalflaggen, die Konterfeis der Roten Teufel oder die Vereinsfahnen von Clubs wie Bayern München, Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin.
Die Woche steht immer im Zeichen eines großen Fußballturniers. "Natürlich war die Europameisterschaft vorgesehen, das heben wir uns also jetzt für nächstes Jahr auf und spielen wieder Champions League", sagt Sonnet.
Spätestens wenn aus den Lautsprechern die Hymne erklingt und die Mannschaften in den offiziellen Trikots auflaufen, wird klar, was hier gespielt wird. "Die fühlen sich eine Woche wie Profis: Ich spiele für Juventus Turin, ich spiele für Bayern München und wir wollen ins Finale kommen."
Das gefällt etwa Thommy aus Born, fast neun Jahre alt, der diesmal für Athletic Bilbao ran darf: "Unsere Mannschaft hat ungefähr 25 Tore in ungefähr vier Spielen geschossen." Das Konzept spricht auch andere Jungs an: "Ich find das schön mit dem Turniermodus", sagt Maxim. Chris kennt auch schon den ein oder anderen und Leon hatte schon eine gewisse Ahnung davon: "Ich war schon mal im Osterlager und mir gefällt's hier." Luka bestätigt, dass die Trainer auch nicht zu streng sind und Pierre ist das Trainingslager von seinem Vetter empfohlen worden: "Es solle sehr gut sein - is' es ja auch!"
Wie zu hören, kommen die Teilnehmer auch in diesem Jahr wieder aus der ganzen Gegend. Es wird deutsch und französisch gesprochen. "Wir haben hier wieder Kinder aus Eupen, aus Weywertz, aus Amel, Schönberg - und sogar ein paar Kinder aus Theux-Franchimont, die jeden Tag den weiten Weg machen, um dabei zu sein."
Wegen der Corona-Krise hat es in der Organisation des Fußballferienlagers aber auch ein paar Abstriche gegeben. "Das Erste war, die Möglichkeit zu übernachten fallen zu lassen. Da hätte zu viel Arbeit bedeutet", erklärt Sonnet. Und die Ferienfreizeit folgt auch der Vorgabe von Kontaktblasen: "Wir konnten die Zahl von 150 bis 180 Kindern aus den vergangenen Jahren nicht mehr anstreben. Wir haben jetzt zwei Blasen und insgesamt knapp 90 Kinder."
Die Aufteilung erfolgt schon beim Zugang zum Trainingsgelände: rechts für die Jahrgänge 2011 bis 2015, links für die "Großen" von 2005 bis 2010. "Bevor sie am Montag hier ankamen, hatten wir die Gruppen schon aufgeteilt: die einen in leuchtend orangen T-Shirts, die anderen in neongrün. So wussten die Kinder gleich, wo es langgeht - Hände waschen und los …"
Auch auf den nötigen Abstand wir geachtet - beide Blasen trainieren aber in Sichtweite zueinander, was ein Gefühl der Zusammengehörigkeit schafft. "Wir sind zwar in Gruppen aufgeteilt, aber sonst merkt man keinen Unterschied“, findet der 14-jährige Luka aus Schönberg. Pierre, ebenfalls 14, aus Membach macht da doch die ein oder andere Einschränkung aus: "Es ist schon strikt, muss ich sagen, wir müssen uns die Hände desinfizieren, und unsere Eltern müssen Masken tragen, wenn sie uns bringen oder abholen." Auch Chris aus Born merkt an, dass viel weniger Teilnehmer da sind: "Wir können auch nicht zum Schlafen bleiben, das ist schade - aber ich finde es trotzdem schön hier."
Und auf einen Höhepunkt müssen Kinder und Eltern auch in diesem Jahr nicht verzichten, wenn auch mit Einschränkungen: "Es wird trotzdem eine Abschlussfeier geben. Wegen der neuen Ansagen aus dem Nationalen Sicherheitsrat dürfen wir zwar nur noch 200 Gäste im Freien begrüßen statt, wie gehofft, 400", erklärt Sonnet. "Aber wir haben uns wieder einiges ausgedacht und es wird auch wieder ein Feuerwerk geben. Die Genehmigung haben wir von der Gemeinde." Also fast alles so wie immer - fast …
Stephan Pesch