Laut DG-Unterrichtsminister Harald Mollers sind die Themen Kolonialisierung, Imperialismus und Dekolonialisierung fest in den Rahmenplänen für die Fächer Geschichte und Geografie verankert. Das Thema werde sowohl in den Rahmenplänen des Primarschulunterrichts als auch des allgemeinbildenden und technischen Sekundarschulunterrichts aufgeführt.
Vermittelt werden soll ein kritischer Blick auf die Geschichte, aber auch eine möglichst genaue Kenntnis dessen, was geschehen ist - ein Mix aus beidem sei ideal, so der ProDG-Politiker. Er betont, "dass jeder Schüler wissen muss, wie sich die europäischen Staaten im Laufe der letzten 500 Jahre auf den verschiedenen Kontinenten als 'Kolonialherren' verhalten haben und welche Auswirkungen das bis in die heutige Zeit hinein hat".
Mit der Vermittlung von Kompetenzen, die im Rahmenplan verankert sind, wolle man den Schülern ebenfalls die Möglichkeit bieten, auch heute schon einen kritischen Umgang mit Vergangenheit und Geschichte sowie einem Umgang, der dem Menschen gerecht wird, zu entwickeln.
Minister Mollers betont aber auch, dass die Rahmenpläne, wie der Name schon sagt, nur den Rahmen vorgeben. Das bedeutet, dass jede Schule konkrete Inhalte auswählen und methodisch selber umsetzen kann.
Das bestätigte Guido Havenith, Geschichtslehrer an der PDS. Die Rahmenpläne würden durchaus die Möglichkeit bieten, die Kolonialgeschichte ausführlich zu betrachten, da das Thema dort eben vorgegeben sei. So könne er "projektorientiert" arbeiten und habe zum Beispiel schon Reisen nach Brüssel organisiert, um unter anderem dort das Afrikamuseum zu besuchen.
Aber nicht nur die Geschichtslehrer sind hier gefragt. Das betont auch Minister Mollers. Das Thema Kolonialismus werde bereits fächerübergreifend und fächerverbindend vermittelt, so Mollers. Geschichtliches Wissen alleine reiche nicht aus, um Rassismus auszumerzen. Offenheit, Toleranz oder Akzeptanz als grundlegende Werte lassen sich laut Mollers nicht auf einen Unterricht beschränken. Guido Havenith schlägt hier in die gleiche Kerbe und erinnert daran, dass das Thema auch im Biologieunterricht oder aber im Rahmen von Literaturbesprechungen behandelt werden könne.
Andreas Lejeune
Nur einmal so als Anmerkung, als Leopold II seine "Untaten" beging, waren die Kantone Eupen - Malmedy - St. Vith noch gar nicht Teil des Königreich Belgien. Geschichtsaufbereitung hat in Ostbelgien immer einen besonderen Charakter, und das Problem dabei ist nicht die Belgische Kolonialpolitik. Aber das weiß der Geschichtslehrer des PDS und sein Minister sicher besser als ich...
Stimmt zu Zeiten Leopold II , war die DG noch kein Teil des Belgischen Koenigreichs. Allerdings die Geschichtsaufarbeitung , wenn es Massenmord wie im III.-Reich oder Massenmord zu Zeiten des belgischen Kolonialismus im Kongo oder in Deutsch-Sued-West oder in Suedafrika etc geht, ist es ZEITLOS und gehoert ohne wenn und aber aufgeklaert. Es ist schon lange an der Zeit, das diese Geschichte und menschenverachtende Ereignisse im Kongo aufgearbeit werden muessen.
10 Millionen Tote und ein paar tausend Verstuemmelte , haben es wohl verdient.
Anbei, das Belgien von damals und das Belgien von heute haben nichts miteinander gemeinsam !! Belgien ist ein schoenes Land, mit freundlichen Menschen und mit mehr als reichlich Historie und einem dem Menschen zugewandten charakterstarken Staatsoberhaupt !
Stimmt. Flamen und Wallonen von heute haben meist nichts mehr mit dem Kongogreul, der Deportation jüdischer Zwangsarbeiter nach Auschwitz mit Güterzügen der SNCB oder der Ardennen-SS zu tun genau wie heute wohl kein Deutscher mehr damals blind dem NS-Regime nachlief.
Richtig auch dass unsere DG unbeteiligt war an den Kolonialverbrechen, weil wie schon erwähnt nicht Teil von Belgien.
Für Flamen und Wallonen gilt jedoch wie für alle schuldigen EU-Völker, die Menschen anderer Nationen systematisch abgeschlachtet haben, dass Verbrechen verzeihbar, aber Regressforderungen der Geschädigten Nationen unbefristet bestehen bleiben.
Sämtliche der beteiligten EU-Staaten haben dem Vorbild Deutschlands zu folgen, welches als ganze Nation bis heute noch immer riesen Reparationen an weltweit sämtliche Kläger bezahlt egal wie leer der Geldbeutel schon ist, und bis heute eine Entnazifizierung seiner Nation mit den härtesten Mitteln betreibt.
Faschistische Verleumdungsaktionen ausgerechnet gegen die Juden nicht nur im belgischen Karneval von Aalst sind nicht tolerierbar.
Bis 1920 hatten die Bewohner der Landkreise Eupen-Malmedy nichts mit Belgien und dem Kongo zu tun, dafür waren sie aber treue Untertanen Kaiser Wilhelms II. und trugen also durchaus eine Mitverantwortung für dessen Kolonialpolitik, ohne vielleicht individuell Schuld an deren Verbrechen getragen zu haben.
Die Abschiedsworte des Kaisers an das Expeditionskorps, das gegen die Boxer in China eingesetzt wurde, sind legendär: "Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutschland in China in einer solchen Weise bekannt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen."
Für den Massenmord an den Herero und Nama ist bis heute keinerlei Entschädigung gezahlt worden. So viel zu "Reparationen".
Eine gute Zusammenfassung der deutschen Kolonialpolitik gibt ein Artikel auf ZEIT-Online: “Aufräumen, aufhängen, niederknallen“ vom 23.11.2010.
Was soll das denn jetzt? Sollen wir die DG etwa für Kaiser Wilhelm bezahlen?
Lenken Sie nicht ab vom Thema! Das Monster von Brüssel hat 10 oder wie viel Millionen Menschenleben auf dem Gewissen. Kommen Sie mir nicht mit Kaiser Wilhelm, Stalin, Pol Pott, den Spaniern oder Mussolini. Es ist Sorge dafür zu tragen dass jeder weiß was der Mann für Verbrechen auf dem Gewissen hat und dass sämtliche Kriegsverbrechen völkerrechtlich bei den Geschädigten Nationen abbezahlt werden von ausnahmslos allen beschuldigten EU-Ländern.
Die DG ist das letzte kleine Überbleibsel des belgischen Kolonialismus. Die Ostkantone wurden Teil Belgiens nach dem ersten Weltkrieg genau wie Burundi und Ruanda. So gesehen sind die deutschsprachigen Belgier eher Opfer als Täter des belgischen Kolonialismus. Das ist ein kleiner Unterschied zu Flamen und Wallonen.
Werter Herr Schleck.
Kamerun war auch deutsche Kolonie bis zum ersten Weltkrieg. Danach aufgeteilt zwischen Frankreich und England. Nur haben Deutsche und Deutschsprachige einen besseren Ruf als Franzosen im heutigen Kamerun. Weiß ich aus eigener Erfahrung. Eine positive Konsequenz des Kolonialismus.
Dieses Thema muss man von allen Seiten beleuchten. Es gibt positive und negative Effekte des Kolonialismus.
Warum werden die Verbrechen einer kleinen politischen Clique und deren mörderischen Helfershelfer auf die gesamte Bevölkerung übertragen?
Die Bezeichnung "Kollektivschuld" ist oft genug ein Konstrukt von Intellektuellen.
"aber Regressforderungen der Geschädigten Nationen unbefristet bestehen bleiben".
Wenn man dieser Logik folgen sollte, Herr Drescher, dann fangen wir mal mit der Römern an, die mit der Galliern auch nicht zimperlich waren. Wie berechnet man die erlittenen Schäden?
Wichtiger ist es, neues Unrecht zu verhindern. Oder Kolonien in die Freiheit zu entlassen. Frankreich hat ja noch so einige davon: Réunion, Guadeloupe, Martinique, Guyane, etc.
Herr Drescher, das hier haben sie doch wohl selbst geschrieben:
"Richtig auch dass unsere DG unbeteiligt war an den Kolonialverbrechen, weil wie schon erwähnt nicht Teil von Belgien."
Und ich habe geantwortet: "Aber Teil des Deutschen Kaiserreiches" mit allen Konsequenzen, was gerne verdrängt wird. Seine Hände in Unschuld waschen...
Herr Scholzen: Sie sollten mal das Buch "Schwarzbuch des Kolonialismus" von Marc Ferro lesen. Ein Wälzer von 700 Seiten. da bleibt nicht viel summa summarum von den "positiven Seiten"der verschiedenen Kolonialregime, die allesamt nur das Ziel der größtmöglichen brutalen Ausbeutung der Kolonien hatten, auch wenn es durchaus wie immer graduelle Unterschiede gegeben hat.
Wie steht in meinem Erdkundebuch aus den fünfziger Jahren: "Belgien verhilft seinen Eingeborenen zur Zivilisation: die Missionare und die Gesellschaften tragen dazu bei. Sie eröffnen sogar[...] Schulen, unterhalten das Straßennetz und beschäftigen die Neger."
"Beschäftigung", ein Euphemismus für Zwangsarbeit.
Kamerun: Die "Unterwerfung und 'Pazifizierung' des Binnenlandes" (s.Wikipedia) geschah nicht mit Kusshändchen.
Aus "Das Leben des Brian":
„Also gut. Mal abgesehen von der Medizin, den sanitären Einrichtungen, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen, was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan?“ -„Den Frieden gebracht.“ -„Ach, Frieden? Halt die Klappe!“ (Original: „All right, but apart from the sanitation, the medicine, education, wine, public order, irrigation, roads, a fresh water system, and public health, what have the Romans ever done for us?“ -„Brought peace.“ -„Oh. Peace? Shut up!“).
Dieses Suhlen in der Kollektivschuld hat mit einer rationalen Aufarbeitung von Geschichte nichts zu tun. Auch das sollte im Geschichtsunterricht thematisiert werden.
"Suhlen in der Kollektivschuld"
Sich suhlen = (vom Rot- und Schwarzwild) sich in einer Suhle wälzen,
sich einem [negativen] Gefühl o. Ä. genussvoll überlassen, sich daran berauschen
Suhle = kleiner Tümpel, schlammige, morastige Stelle im Boden (wo sich Tiere suhlen)
Sich wie ein Wildschwein im Morast der Kollektivschuld wälzen?
Und Sie meinen wirklich, Ihre Wortwahl sei angebracht?
NORBERT SCHLECK 12. JUNI 2020 - 13:15
„Suhlen in der Kollektivschuld“
Antwort: Ja.
Wenn ein "Idol" nichts mehr taugt, dann schmeist man es eben auf den Müllhaufen der Geschichte und fertig.
Wo ist das Problem?
Der König ist tot, es lebe der König.
Werter Herr Schleck.
Die Geschichte Kameruns ist mir bestens bekannt, auch die Untaten der deutschen Kolonialherren. Trotzdem hat Deutschland heutzutage in Kamerun ein gutes Image, im Gegensatz zu Frankreich, das heute noch nach gutkolonialer Manier die Währung von Kamerun und anderen afrikanischen Ländern kontrolliert (Stichwort Franc cfa).