Stellen Sie sich vor Ihr Telefon klingelt und Sie erfahren: Sie hatten Kontakt mit einem bestätigten Corona-Fall. Wer es war, wird Ihnen die Tracing-Zentrale nicht mitteilen. Aber es könnte sich um einen Kontakt im benachbarten Ausland handeln. Denn die Zentrale in Eupen tauscht sich mit den Ämtern der Nachbarländer aus. "Sie teilen uns die Laborresultate mit oder eben die Kontaktdaten und diese Leute rufen wir dann an", sagt Yorick Pommée, der das Kontakt-Tracing in Eupen leitet.
Das heißt, ob man selbst positiv getestet wurde oder ob ein Risikokontakt bestand, angerufen wird man immer von dem Amt des Landes, in dem man wohnt.
Das gilt auch für Leute, die im Ausland getestet wurden. "Wenn Leute sich anstecken mit Corona und dieser Test in Deutschland durchgeführt wurde, die Person aber in Belgien wohnhaft ist: Die Labor-Resultate gehen ans Gesundheitsamt in Aachen und die teilen uns die Daten dann mit."
Umgekehrt läuft es genauso ab. Wenn die Tracing-Zentrale beispielsweise mit einem Infizierten in Belgien spricht, der vor kurzem im Ausland war. "Wenn es Kontakte im Ausland gibt, müssen wir die separat aufschreiben. Das Formular geben wir dem dortigen Gesundheitsamt und die werden die Personen für uns dann kontaktieren."
Empfehlungen
Die Personen werden nicht nur kontaktiert, sondern bekommen auch Empfehlungen. Diese sind von Land zu Land verschieden. Je nachdem ob es Symptome gibt oder wie eng der Kontakt war. Denn auch das wird grenzüberschreitend vermittelt - "sprich, ob man länger als 15 Minuten weniger Abstand als 1,5 Meter hatte, in einem geschlossenen Raum war oder physischen Kontakt hatte. Diese Kriterien gelten auch in den anderen Ländern und die Ämter teilen dann mit, welche Empfehlungen in ihrem Land gelten."
Empfehlungen, die bei den Angerufenen auf Verständnis stoßen, berichtet Yorick Pommée vom Kontakt-Tracing in Eupen. "Die Leute waren bislang sehr kooperativ. Das ist wichtig fürs Tracing, das Vertrauen der Leute, dass sie sich nicht scheuen, ihre Kontakte mitzuteilen - mit dem Wissen, dass das alles zur Eindämmung des Virus beiträgt. Und so können wiederum strengere Maßnahmen verhindert werden."
In der Tat sollen die Maßnahmen mit der Zeit lockerer und nicht strenger werden - auch was das Überschreiten der Landesgrenzen angeht. Zumindest dürfen Belgier seit Samstag in Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden einkaufen und Familienangehörige in Nachbarländern besuchen. "Wir merken noch keine Vermehrung der Fälle - seit Samstag sowieso nicht", erklärt Pommée.
"Mal schauen, wie sich das entwickelt. Es kann sein, dass man die Grenzöffnung erst in den nächsten zwei Wochen spürt. Wir sind auf jeden Fall gut aufgestellt, falls wir wieder vermehrt tracen müssten. Aber da die Zahlen momentan gut aussehen, sind wir positiv gestimmt."
Raffaela Schaus