Saskia ist eine von 25 Mitarbeitern der DG, die sich freiwillig für das Kontakt-Tracing gemeldet haben. Im Einsatz sind aktuell nur zwei bis drei. Sie stehen die ganze Woche zur Verfügung, um die jüngsten Kontakte von Corona-Infizierten innerhalb von 24 Stunden abzufragen. Im Blick vor allem die Hochrisiko-Kontakte: "unter anderthalb Meter, über 15 Minuten - das nennt man schon einen Hochrisiko-Kontakt", erklärt Nathalie Miessen, die stellvertretende Generalsekretärin im Ministerium der DG.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich dann angesteckt haben, ist höher bzw. hoch im Verhältnis zu einem flüchtigen Kontakt im Supermarkt oder zu einem kurzen Zusammentreffen an der Bushaltestelle zum Beispiel."
Die Daten der infizierten Personen erhält das Zentrum über ein föderales Portal, das von Ärzten, Krankenhäusern und Laboren gespeist wird. In dieses Portal geben auch die Mitarbeiter der DG die Kontaktdaten aus ihren Telefonaten ein.
Der Datenschutz bleibe dabei gewährleistet, versichert das Ministerium. "Das ist ein sehr wichtiger Aspekt", betont Nathalie Miessen. "Alle Daten werden anonym verwaltet, d.h. sie erscheinen in dem Moment, wo wir die Person kontaktieren und dann sind sie wieder weg. Wir haben dann keinen weiteren Zugriff mehr darauf." Außerdem erhielten die kontaktierten Personen auch nicht den Namen des positiv Getesteten, mit dem sie in Kontakt waren, so Miessen weiter.
Und auch die Mitarbeiter können die Kontakte nicht zuordnen - dank des Ticketsystems. "Mitarbeiter A führt einen Anruf mit einer infizierten Person durch und erstellt dann eine Kontaktliste. Für jeden Kontakt, der in dieser Liste aufgenommen wird, wird ein neues Ticket generiert, das dann am nächsten Tag einem anderen Mitarbeiter zugeordnet wird", erklärt Yorick Pommée, der das Kontakt-Tracing in Eupen koordiniert. "So wird gewährleistet, dass der nächste Mitarbeiter keine Ahnung hat, wer Tags zuvor mit der Indexperson telefoniert hat und wer die infizierte Person war."
Keine Auskunftspflicht
Obwohl keine Auskunftspflicht besteht, seien die meisten Menschen kooperativ - so die Erfahrung der Mitarbeiter. In einem 30-minütigen Gespräch fragen sie die Kontakte der Infizierten ab. "Im Moment stellen wir fest, dass die Leute sehr wenig Kontakte haben. Es beschränkt sich sehr oft auf die eigene Familie, den eigenen Haushalt, und vielleicht ein bis zwei Kontakte außerhalb", erklärt der Koordinator. "Das eigentliche Tracing fällt momentan also noch sehr bescheiden aus. Wir hoffen natürlich, dass die Leute ehrlich zu uns sind und uns alle Kontakte mitteilen."
Beim Anruf der Kontaktpersonen sprechen die Mitarbeiter der Zentrale Empfehlungen aus: Im Falle von Hochrisiko-Kontakten wird Betroffenen, die keine Symptome aufweisen, eine präventive Quarantäne nahe gelegt.
Anders gehen die Mitarbeiter vor, wenn die Kontaktpersonen bereits Corona-Symptome aufweisen. "Wir generieren dann einen Code, der ihnen einen Test beim Hausarzt oder im Drive-in im Krankenhaus ermöglicht, so dass Sie dann Gewissheit haben können, ob sie infiziert sind oder nicht", sagt Pommée.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Auch Grenzpendler werden beim Kontakt-Tracing berücksichtigt. "Es gibt natürlich auch Menschen, die zum Beispiel in Aachen versichert und dort getestet worden sind. Diese Daten werden uns dann vom Gesundheitsamt Aachen übermittelt. Und das gilt auch für die Luxemburger", weiß Nathalie Miessen. "Die Zusammenarbeit ist da sehr wichtig."
Auch wenn momentan nur wenige Corona-Fälle ein Kontakt-Tracing erfordern, will man in der DG gewappnet sein und das Zentrum weiter offen halten. "Wir wissen ja, dass das Virus trotzdem unterwegs ist", so Miessen. "Und auch bei den 15 Personen muss man sehen: Würde man nichts unternehmen, könnten sie wieder weitere Personen infizieren - und diese Kette geht dann sehr schnell weiter."
Weitere Infos zum Kontakt-Tracing sind in einer Broschüre zusammengefasst, die beim Ministerium in Eupen erhältlich ist.
mb/mg