In Weismes kehren die Kinder des sechsten Primarschuljahres am kommenden Montag nicht in ihre Schulen zurück. Gleiches gilt für das erste und zweite Schuljahr, deren Schulstart eigentlich für den 25. Mai vorgesehen war. "In den schulischen Einrichtungen muss eine Menge an Hygiene- und Schutzmaßnahmen eingehalten werden", sagt Unterrichtsschöffin Audrey Wey.
"Wenn man eine Runde durch unsere Einrichtungen macht, in denen gerade Kinder betreut werden, dann stellt man fest, dass es selbst mit dem größten Willen seitens des Personals - sei es jetzt das Gemeindepersonal oder aber das der Schulen - unheimlich schwierig ist die Maßnahmen einzuhalten. Vor allem die körperliche Distanz."
Ausreichend Schutzmaterial ist hier nicht das Problem. In den Gemeindeeinrichtungen fehlt einfach der Platz, um vor allem die Abstandsregelung einhalten zu können, berichtet die Schöffin. "Aktuell steigt bereits wegen zunehmender Kinderanzahl die Keimbelastung in der Notbetreuung. Durch eine Schulrückkehr des sechsten und später des ersten und zweiten Schuljahres würden sich noch mehr Kinder in den Einrichtungen gleichzeitig aufhalten."
"Aber wir sind nur eine kleine Gemeinde mit kleinen Schulen. Das heißt, wenn wir unter Berücksichtigung der Abstandsregeln Gruppen mit zehn Kindern machen sollen, dann stellt uns das angesichts dieser Infrastruktur früher oder später vor Probleme. Gleiches gilt auch für das Personal, das gleichzeitig verringert werden soll."
Jeholet bedauert die Entscheidung
Die Mehrheit der Eltern steht hinter der Entscheidung der Gemeinde. Gegenwind kommt jedoch vom Ministerpräsidenten der Französischen Gemeinschaft, Pierre-Yves Jeholet. "Ich finde das bedauerlich. Ich möchte darüber nicht urteilen oder Polemik verbreiten, wir haben aktuell wirklich andere Dinge zu tun. Aber ich denke, dass jeder seine Verantwortung erkennen muss", sagt Jeholet.
"Klar kann man unsere Entscheidungen auf föderaler Ebene kritisieren, aber für mich ist es etwas kurz gegriffen, wenn man sagt, dass keine soziale Distanz eingehalten werden kann. Ich denke, die Schulen müssen sich neu erfinden. Wir wissen sehr wohl, dass das schwierig ist, vor allem was die räumliche Verteilung in den Klassen und die Alltagsbewältigung in Bezug auf die Hygiene anbelangt. Aber ich sehe auch sehr viele Schulen, die sich bemühen, für diese Schwierigkeiten Lösungen zu finden."
Die Unterrichtsschöffin in Weismes bemängelt jedoch, dass den Schwierigkeiten im Schulsektor nicht genug Gehör geschenkt wird. "Ich erwarte, dass uns die Unterrichtsministerin direkt kontaktieren wird", fordert Wey. "Ich denke, dass wir die Schwierigkeiten im Unterrichtssektor verdeutlicht haben. Aber die haben möglicherweise noch nicht genügend Gehör gefunden."
"Vor allem die Frage der Verantwortung im Falle eine Kontamination ist noch nicht geklärt. Und da müssen wir stark bleiben und sagen, dass es uns nicht möglich ist, die Sicherheitsbestimmungen strikt einzuhalten, auch wenn die Mehrheit an schulischen Einrichtungen das anders sieht." Doch ganz allein steht Weismes mit dieser Haltung nicht. Auch Stavelot stellt eine Wiederöffnung der Schulen in Frage. Dort wird jedoch erst diesen Donnerstag entschieden, ob der geplante Schulstart ausfällt.
vedia/sade