Noch vor dem Nationalen Sicherheitsrat letzte Woche waren die Ergebnisse der Umfrage da. Über 50 Prozent der Mitglieder des Arbeitgeberverbandes haben daran teilgenommen. Und die Ergebnisse zeigen deutlich, mit welchen Problemen die Betriebe derzeit zu kämpfen haben und welche Herausforderungen derzeit bewältigt werden müssen.
"Die Situation in Industrie und Gewerbe ist sehr besorgniserregend", erklärt Ludwig Henkes, der Präsident des Arbeitgeberverbandes. "Wir stellen fest, dass fast 50 Prozent der Betriebe jetzt schon mit Entlassungen rechnen. Fast 50 Prozent sehen ihren Betrieb gefährdet, sollte der Lockdown über den 30. Juni hinausgehen. Und wir stellen auch fest, dass die Betriebe bereit sind, zu arbeiten, dass aber die Auftragslage teilweise so schlecht geworden ist, dass die Arbeit nicht mehr vorhanden ist."
Man stehe vor einer riesigen Herausforderung, die weit über das Jahr 2020 hinaus gehen wird, so Henkes. Wie es jetzt weiter gehen soll, dazu wurden die Betriebe auch gefragt - und hatten ganz klare Ansichten. Sie plädieren für eine gute und sichere Kinderbetreuung, mögliche Kurzarbeit über den 31. Mai hinaus und dafür, über die Situation an den Grenzen nachzudenken, fasst Henkes zusammen.
Auch wenn seit Freitag die Daten 4. und 11. Mai anvisiert werden, um die Arbeit in Betrieben und Geschäften wieder aufzunehmen, sind die Reaktionen ernüchternd. "Vor allem im Horeca-Sektor", sagt Ludwig Henkes. "Man spürt, dass die Menschen hin- und hergerissen sind. Auf der einen Seite haben sie Verständnis für die Maßnahmen, auf der anderen Seite sind gerade kleine selbstständige Betriebe in eine ungeheure Notsituation geraten." Der Arbeitgeberverband appelliert an die Solidarität der Bevölkerung.
Ludwig Henkes weiß aus eigener Erfahrung, wie die Lage derzeit in den Betrieben ist. Er leitet das Eupener Unternehmen Capaul. Hier kann weiter gearbeitet werden, da die Social-Distance-Regelung eingehalten werden kann. Und trotzdem läuft nichts wie sonst, sagt Henkes. Seine Firma wird in den nächsten zwölf Monaten wohl mit 70 Prozent des geplanten Umsatzes arbeiten müssen. Zwei Jahre wird es in seinen Augen dauern, bis eine halbwegs normalisierte Situation erreicht ist.
In einigen Wochen wird eine weitere Umfrage bei den Betrieben und Geschäften gestartet. Die Fragen werden dann so formuliert, dass alle zügig antworten können. Außerdem werden die Themen der Umfrage dann noch einmal der aktuellen Situation angepasst.
Lena Orban