Im Wohn- und Pflegezentrum Hof Bütgenbach sind bis Donnerstag sieben Fälle von Covid-19 bestätigt worden. Eine Bewohnerin, die in ein Krankenhaus gebracht worden war, ist inzwischen verstorben.
Im Seniorenheim und im Psychiatrischen Pflegeheim in St. Vith gab es noch keinen Fall. Auch aus den anderen Wohn- und Pflegezentren in der Deutschsprachigen Gemeinschaft wurden bislang keine Erkrankungen gemeldet - abgesehen von den bekannten Fällen im Eupener Josephsheim.
Cormann: "Tests schützen nicht vor Erkrankung"
Derzeit sind in Belgien Tests auf Covid-19 nur in bestimmten Fällen vorgeschrieben. Dabei sei auch zu berücksichtigen, dass es eine Fehlerquote gebe und die Tests regelmäßig wiederholt werden müssten, sagt Karin Cormann, Fachbereichsleiterin für Gesundheit im Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
"Es kann sein, dass sich die Teststrategie jetzt erweitert. Wenn der Lockdown wegfällt, wird man wieder anders funktionieren müssen, wahrscheinlich auch mit Nachverfolgung erkrankter Personen", so Cormann. "Aber man wird jetzt und auch in Zukunft nicht vermeiden können, dass Bewohner in den Wohn- und Pflegezentren an Covid-19 erkranken. Das ist nicht möglich."
Franckh: Testen alleine hilft nicht
Als Allgemeinmediziner begleitet Dr. Marc Franckh das mobile Covid-Team im Norden der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Noch am Donnerstagmorgen teilte er mit, dass am Mittwoch im Wohn- und Pflegezentrum St. Joseph 70 Bewohner auf das Coronavirus getestet wurden.
"Alle Bewohner, die Symptome haben, werden getestet", erklärt Franckh. "Und so ist es auch für das Personal: Wenn ein Mitglied des Pflegepersonals Symptome hat, sollte es zum Hausarzt gehen und der kann dann entscheiden, ob ein Test nötig ist oder nicht. Bei Symptomen kann also auch das Personal getestet werden."
Aber warum eigentlich nicht schon vorher testen? "Das würde wahrscheinlich eine falsche Sicherheit geben", antwortet Franckh. "Wenn man jetzt die ganzen Heime und das ganze Personal testen würde, hätte man viele negative Fälle - aber in diesen negativen Fällen verstecken sich wahrscheinlich auch positive Fälle, die dann glauben würden, sie hätten kein Covid-19 und die Hygienemaßnahmen nicht so ernst nehmen."
"Wichtiger ist es, dass man auf die Hygiene achtet: auf den Mundschutz, auf die Handhygiene, auf die Isolationsmaßnahmen und den Lockdown. Das sind viel wichtigere Maßnahmen, als systematisch zu testen", sagt Franckh.
"Wenn man jetzt anfängt zu testen, wäre die Frage auch: Wie oft muss man denn testen? Jede Woche oder alle vier Tage? Dann würde man irgendwann nicht mehr aufhören zu testen und man könnte nichts anderes mehr machen. Es ist sehr wichtig, dass die Teststrategie Teil einer gesamten Strategie bildet. Testen alleine würde nicht helfen."
Antoniadis für flächendeckende Tests
DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis hat sich als Befürworter möglichst flächendeckender Corona-Tests geäußert. "Ich habe schon seit geraumer Zeit gefordert, dass Tests für die Bewohner und Mitarbeiter weitestgehend stattfinden, da die Wohn- und Pflegezentren an sich geschlossene Ökosysteme sind", so Antoniadis. "Wir haben keine Angehörigen mehr dort oder Ehrenamtliche, die dort tätig sind."
"Dabei heißt flächendeckend für mich nicht einmalig, sondern mehrmals. Das Problem sind aber die Kapazitäten, es gibt einfach zu wenig. Und deswegen sagt auch der Föderalstaat, dass es wenig Sinn macht, Menschen ohne Symptome zu testen. Darüber hinaus müsste man dann so regelmäßig testen, bis nachgewiesen wird, dass die Person tatsächlich negativ ist oder das Virus in der Zwischenzeit doch ausgebrochen ist." Und jeder Negativ-Test sei in 30 Prozent der Fällen doch positiv, so Antoniadis.
sp/mg