Die Autoren des offenen Briefs, der auf der Online-Plattform "Ostbelgien Direkt" veröffentlicht wurde, schreiben, dass sie in einem "hiesigen Heim" arbeiten, ohne das Josephsheim zu nennen. Es wird aber schnell deutlich, dass es sich nur darum handeln kann, weil nur dort bislang mehrere Fälle von Covid-19 bestätigt wurden. Insgesamt sind es mittlerweile 14 Bewohner, fünf von ihnen sind inzwischen gestorben.
Die Autoren des Briefes schreiben, sie könnten "nur zuschauen" und seien physisch und psychisch am Ende ihrer Kräfte. Sie fühlen sich von der Politik verlassen, auf sich alleine gestellt. Die Pfleger würden nicht auf das Coronavirus getestet und die Schutzmasken nützten nichts. Die Rede ist von sogenannten FFP1-Masken. Diese würden auch nicht weggeworfen, sondern sterilisiert, damit sie wiederverwendet werden können.
ÖSHZ: Bevorzugen das direkte Gespräch
Das ÖSHZ Eupen als Träger des Wohn- und Pflegezentrums Sankt Joseph hat auf diesen offenen Brief reagiert. ÖSHZ-Präsidentin Franziska Franzen unterstreicht zunächst, dass es dem Großteil der Bewohner im Josephsheim gut gehe und das Personal dafür jeden Tag alles gebe. Das ÖSHZ habe auch Verständnis dafür, dass Personalmitglieder sich unsicher und gestresst fühlen. Es bevorzuge aber das direkte Gespräch zwischen Personal und Vorgesetzten.
Was die Tests angeht, weist Franziska Franzen darauf hin, dass im Josephsheim noch in dieser Woche die Bewohner von drei der insgesamt fünf Wohnbereiche getestet werden. Das Wohn- und Pflegezentrum verfüge über ausreichend Schutzkleidung für Personal und Bewohner. Für Pflegepersonal, das Verdachtssymptome aufweise, werde neuerdings in der Regel vom Hausarzt ein Test verordnet.
Informationen finde man auch auf der Webseite des Josephsheims. Dieser besondere Hinweis kommt wohl auch daher, dass in dem offenen Brief praktisch unterstellt wurde, man gehe nicht offen mit den Zahlen der bestätigten Fälle um.
Antoniadis weist auf engmaschige Begleitung hin
Auch Minister Antonios Antoniadis hat ausführlich Stellung bezogen. Er verweist zunächst auf die besorgniserregende Entwicklung etwa auch in Flandern, wo fast 700 Senioren mutmaßlich an Covid-19 gestorben sind. Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft habe schon zu Beginn der Epidemie strenge Schutzmaßnahmen für die Wohn- und Pflegezentren ergriffen.
Im konkreten Fall des Wohn- und Pflegezentrum St. Joseph finde seit der ersten bestätigten Covid-19-Diagnose eine engmaschige Begleitung durch das Ministerium und das Lehrpersonal der Autonomen Hochschule statt. Neben dieser Begleitung stelle die Deutschsprachige Gemeinschaft ihren Wohn- und Pflegezentren den in Belgien höchsten Standard an Schutzmaterial zur Verfügung.
So kämen neben chirurgischen Masken dort auch FFP2-Masken zum Einsatz - und anderes Schutzmaterial. Das Josephsheim habe allein vergangene Woche über 13.000 Masken erhalten, darunter 4400 FFP2-Masken. Dass in Ostbelgien FFP1-Masken eingesetzt werden, kann Antoniadis nicht bestätigen.
Tests für Bewohner und Pfleger
Minister Antoniadis vertritt die Position, dass alle Bewohner und das Personal in den Wohn- und Pflegezentren flächendeckend und regelmäßig getestet werden sollten. Aktuell sei das seitens des Föderalstaats noch nicht vorgesehen.
Zusätzlich zu diesen Tests hat die Regierung über die Zusammenarbeit mit einem Gesundheitsdienstleister zusätzliches Testmaterial gekauft und hatte vergangenen Sonntag beabsichtigt, alle Bewohner des betroffenen Wohn- und Pflegezentrums zu testen. Aufgrund des kurzfristigen Ausfalls eines der Ärzte konnte dieser Vorgang nicht stattfinden.
Bereits am Montag fand ein Treffen zwischen dem Ministerium, dem Wohn- und Pflegezentrum St. Joseph, der verantwortlichen Koordinationsärztin des Heims und dem mobilen Interventionsteams statt. Bei dieser Versammlung haben die Ärzte nochmal betont, dass aus rein medizinischen Gründen eine flächendeckende Testung der Bewohner und des Personals nicht notwendig wäre.
mitt/sp