"Wir bauen um!“ steht als Kundeninformation auf der großen hölzernen Tür zum GrenzEcho-Gebäude am Eupener Marktplatz. Da hatte es zu allem Überfluss nicht auch noch die Coronavirus-Krise gebraucht.
Der Anzeigenmarkt ist aufgrund der geltenden Maßnahmen völlig eingebrochen, sagt GrenzEcho-Direktor Olivier Verdin: "Ich glaube, dass es für uns sehr wichtig war, dass wir schnell handeln als kleine Tageszeitung. Wir haben nicht die Rücklagen wie die Rossel-Gruppe. Die Werbeeinnahmen sind ja relativ schnell weggebrochen, wir werden praktisch keine neuen Einnahmen haben in den kommenden Wochen, also mussten wir handeln."
Im Klartext: Das GrenzEcho geht auf Kurzarbeit: "Das heißt zeitweilige Arbeitslosigkeit aufgrund höherer Gewalt. Einige arbeiten nur noch zu 50 Prozent, andere gar nicht. Wir werden versuchen, das mit einem internen Roulement aufzufangen." Die Maßnahme gilt vorläufig für einen Monat. Betroffen ist das ganze Haus, wie der Direktor unterstreicht: "Der ganze Betrieb von unten bis aufwärts zur Direktion. Alle tragen ihren Teil dazu bei."
Das wirkt sich natürlich zwangsläufig auf die Arbeit der Redaktion und damit die Zeitung als solche aus. Neben den fehlenden Werbeeinnahmen macht sich aber ganz einfach auch bemerkbar, dass zum Beispiel keine Veranstaltungen mehr stattfinden, sagt GrenzEcho-Chefredakteur Oswald Schröder: "Wir würden uns schwertun, jetzt noch täglich eine Zeitung mit 28 oder 32 Seiten zu produzieren. Deshalb habe ich als Chefredakteur diese Maßnahme mitgetragen. Wir funktionieren zwar mit einem reduzierten Team, aber vom Inhalt her liefern wir unseren Lesern die wichtigen Informationen, die erforderlich sind."
Dabei kursierte am Wochenende eine Agenturmeldung, wonach sich die Zeitung auf 16 Seiten beschränken müsse. Das stimmt so aber nicht, sagt Oswald Schröder: "Wir werden minimum 16 Seiten jeden Tag produzieren und entsprechend der Informationslage und des Materials, das uns vorliegt oder das wir uns selbst erarbeiten, 16, 20, 24 oder auch 28 Seiten produzieren."
Aber auch das sei nicht umsonst zu haben, sagt Oswald Schröder mit Blick auf Kommentare im Netz, die in Krisenzeiten eine kostenlose Information forderten: "Guter Journalismus kostet einfach Geld. Wertjournalismus, so wie wir ihn praktizieren, hat seinen Preis. Unsere treuen Leser sind bereit, für diesen Journalismus zu bezahlen, und es wäre auch ihnen gegenüber ungerecht, alle Informationen kostenfrei zu stellen."
Krisenbedingt zeigt das GrenzEcho dann aber doch Entgegenkommen - mit einem vergünstigten Online-Abonnement von einem Euro/Monat. "Online werden wir ab morgen ein Abo anbieten zu einem Euro, wo wir die wichtigsten Informationen haben und versuchen, unsere Leser und User bestens zu informieren." Dieses Sonderangebot soll übrigens so lange dauern - wie die Krise anhält - oder zumindest die einschränkenden Maßnahmen wie die Ausgangssperre.
Die beiden zum Verlag gehörenden Werbezeitungen "Wochenspiegel" und "Kurier-Journal" erscheinen diese und nächste Woche nicht. Auch hier ist der Grund, dass der Anzeigenmarkt eingebrochen ist.
Fehlende Werbeeinnahmen: Grenz-Echo muss Kurzarbeit anmelden
Stephan Pesch