Jonathan Lambinet ist ein YouTuber aus Lüttich. Vor fünf Jahren hat er seinen Kanal "Would you react?" ("Würden Sie reagieren?") gegründet. Der zählt heute mehr als 800.000 Abonnenten. In seinen Videos konfrontiert er die User mit der Frage, wie sie auf bestimmte, kritische Situationen reagieren würden - zum Beispiel wenn sie sehen, dass Frauen auf der Straße belästigt werden, dass Mütter ihre Kinder in der Öffentlichkeit schlagen, oder dass Leute ihre Haustiere an der Autobahn aussetzen.
Seit zwei Jahren interessiert sich Jonathan zusammen mit zwei Kumpels für das Schicksal von Obdachlosen in Lüttich, Brüssel und Charleroi. Bei allem, was er tut und filmt, stimmt er sich eng mit vier Kennern der Szene ab. Über seinen Youtube-Kanal "Would you react?" rief er zu Spenden für Obdachlose auf. Es kamen 14.000 Euro zusammen. Jonathan und seine Mitstreiter entschieden, die Summe in 28 Einheiten zu 500 Euro aufzuteilen. Die Spender hinterließen außerdem Hunderte nette, aufmunternde Worte an die Obdachlosen. Die wurden in einem Buch gebündelt und mit verschenkt.
Wer das Geld bekommen soll, wurde ebenfalls mit den Mitarbeitern der Obdachlosenhilfe abgesprochen. Sie wählten aus den drei Großstädten 28 Menschen aus, denen die Spende nach ihrer Einschätzung am ehesten helfen würde, ihr Leben auf längere Sicht zu verbessern. Denn, so sagt Jonathan Lambinet, Obdachlose hätten ihm erzählt, dass 500 Euro einen Menschen von der Straße holen könnten. Sie könnten jemanden aber auch noch tiefer ins Elend stürzen. Am Beispiel von Maxime, einem der Obdachlosen, der bei "Would you react" porträtiert wird, wird das deutlich: Er muss mit vier bis fünf Euro am Tag auskommen. Er hat das Angebot seiner Sozialhelfer angenommen und lässt sie die 500 Euro verwalten. Als erstes haben sie gemeinsam ein Handy gekauft, damit Maxime bei der Suche nach Arbeit besser erreichbar ist.
Das Team um Jonathan Lambinet hat sich inzwischen auf sieben Leute erweitert: Studenten, ein Beamter, eine Musiklehrerin, ein Soldat - alle sind unter 40 Jahre alt und nach Feierabend tätig. Sie sind sich bewusst, dass 500 Euro alleine kein Leben verändern. Aber, so sagt er, es komme doch vor, dass Obdachlose ein bisschen Geld auf Seite hätten. Mit dem Geld aus den Spenden hätten sie dann zum Beispiel genug, um die Kaution für eine Wohnungsmiete zu hinterlegen.
Das aktuelle 20-minütige Video mit den Porträts von sieben der 28 Nutznießer wurde bis jetzt mehr als 150.000 Mal angeklickt - soviele Leute passen in zwei Fußballstadien. "Damit haben wir die Herzen unserer Community getroffen", sagt Jonathan Lambinet in der RTBF. Und weiter: "Die schönsten Reaktionen, die wir bekommen, sind die, in denen unsere Zuschauer sagen, dass sie sich nach dem Video ehrenamtlich bei einer Hilfsvereinigung eingeschrieben haben."
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