Rund 1.000 Beschäftigte sind von dem neuen Rahmenabkommen für den nichtkommerziellen Sektor betroffen, zum ersten Mal auch die Mitarbeiter der Wohn- und Pflegezentren für Senioren, für die die Deutschsprachige Gemeinschaft seit Januar zuständig ist.
In sechs Monaten haben die Sozialpartner mit der Regierung ein neues Rahmenabkommen für die Jahre 2020 bis 2024 ausgehandelt, das im Großen und Ganzen für einhellige Zustimmung sorgt. 11,50 Euro Mindestlohn, das sei ein substantieller Schritt nach vorn, sagt Renaud Rahier von der sozialistischen Gewerkschaft FGTB.
Auch Vera Hilt von der Christlichen Gewerkschaft zeigt sich zufrieden. Dennoch sei nicht nur eine finanzielle Aufwertung der Pflege wichtig. Es müssten auch bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden, so Hilt. "Für uns war wichtig, dass auch darüber diskutiert wird, dass mehr Hände in den Sektor kommen. Viele sagen uns, dass sie unter Druck stehen. Sie wünschen sich mehr Arbeitnehmer, und auch mehr Fortschritte in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf."
Bedauern äußerte die CSC auch darüber, dass für die Mitarbeiter der Beschützenden Werkstätten finanziell nicht viel herausgekommen sei. Ministerpräsident Oliver Paasch verteidigte die Entscheidung der Regierung. Die Behindertenpolitik habe im vergangenen Sektoren-Abkommen im Fokus gestanden, dieses Mal seien es eben die Pflegeheime gewesen.
Mit einer Gehaltssteigerung von 17 Prozent verdienen Pflegehelfer jetzt mehr als ihre Kollegen in den Krankenhäusern, obwohl auch dort die Beschäftigten über Unterbezahlung und Überlastung klagen. Sozialminister Antonios Antoniadis bedauert das. Der Regierung seien aber die Hände gebunden.
"Das ist der Wermutstropfen. Wir sind nicht zuständig für die Finanzierung der Krankenhäuser. Dort können wir nicht die Aufwertung vornehmen und auch keine Arbeitsbedingungen verbessern", so Antoniadis.
Nach der finanziellen Aufwertung für die Pflege in den Wohn- und Pflegezentren für Senioren soll es bei den kommenden Verhandlungen um bessere Arbeitsbedingungen gehen. Entlastung für das Personal und bessere Normen – das werden Themen für die neue Regierung sein.
Michaela Brück