Der 15-jährige Miguel besucht die dritte Sekundarklasse im bilingualen Zweig Deutsch-Französisch des Königlichen Athenäums in Eupen. Der zuhause frankophon aufgewachsene Junge soll Deutsch lernen. Wie seine Mitschüler auch.
Aber den Deutschunterricht, für den eigentlich vier Stunden pro Woche vorgesehen sind, gibt es nicht mehr. Seit fünf Monaten fällt der Unterricht aus, weil der etatmäßige Deutschlehrer erkrankt ist.
Und nicht für einen Tag ist der Mann bisher ersetzt worden. Miguels Mutter Hélène Garbacik kann das nicht verstehen und will es auch nicht hinnehmen. "Man sollte eine Lösung finden, um weiterzuarbeiten. Aber in der Schule gibt es momentan keine Möglichkeit."
Inzwischen hat sie einen Brief geschrieben an Schuldirektor Etienne Gengler, an Unterrichtsminister Harald Mollers. Zu Wochenbeginn hat sie den Schulleiter sogar am Telefon sprechen können. Sie verstehe, sagt sie, dass es ein Problem gibt, aber zumindest ein bisschen Ersatz müsse doch zu besorgen sein. "Zumindest einen Teil könnte man ersetzen. Das wäre schon mal besser als nichts."
Schuldirektor Gengler sagte dem BRF auf Anfrage, es gebe einen Lehrermangel in der DG, das sei bekannt. Die Schule könne nichts dafür, wenn bei Ausfällen kein Ersatz zu beschaffen sei.
Auch dem mittlerweile eingeschalteten Ministerium könne er keine Vorwürfe machen. Dort arbeite man mit den vorhandenen personellen Möglichkeiten.
Eine interne Lösung sei zur Zeit unmöglich, so Gengler. Kollegen könne er nicht zu Überstunden verpflichten. Und nicht immer ständen beispielsweise pensionierte Lehrer, die einspringen können, zur Verfügung.
Für die Urlaubszeit wolle die Schule den zuletzt in Deutsch nicht beschulten Schülern vorschlagen, sich im Rahmen von Ferienarbeiten mit der Sprache Deutsch zu befassen. Im übrigen sei er zuversichtlich, dass man das Problem dann doch in den Griff bekommen werde.
Auf Anfrage des BRF sagte Unterrichtsminister Mollers, der Fall habe ihn aufhorchen lassen. Er werde ihn zur Chefsache machen und nähere Auskünfte einholen. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass es ausgerechnet im Fach Deutsch keine Lehrer gäbe, die vorübergehend einen Ersatz gewährleisten könnten. Grundsätzlich, so Mollers, sei man in der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der Lage, zu Beginn eines jeden Schuljahres alle Lehrerstellen zu besetzen. Im Laufe des Schuljahres, so räumte er ein, komme es allerdings immer wieder einmal vor, dass Lehrpersonen ausfielen, die dann nicht unmittelbar ersetzt werden könnten.
Hier klafften dann auch schon mal Lücken. Mutter Hélène Garbacik und ihre Mitstreiter aus der Elternschaft wollen weiter um das Recht ihrer Kinder auf Unterricht, in diesem Fall im Fach Deutsch, kämpfen. Denn eigentlich haben sie ansonsten kein Problem mit der Schule im allgemeinen und auch nicht mit dem Eupener Athenäum im besonderen: "Ich bin zufrieden mit der Schule an sich. Alles passt. Außer eben dieser Lehrmangel seit fünf Monaten."
rs/rasch
Hauptsache französisch läuft für die armen Schüler unserer DG problemlos weiter. Welche ein Armutszeugnis!
Mit Majestätisch hat dieser Schultyp ganz bestimmt nichts mehr zu tun. Früher mal die gute Adresse, schickt man heute seine Kinder besser ins KUW oder das frisch sarnierte RSI wenns technisch-beruflich sein soll mit hervorragend engagierten Lehrkräften.
Wo ein Wille da ein Weg - wer in unserer DG als Föderale Beamtenschule frankophone Lehrer in großer Stückzahl einstellen kann sollte logischerweise in der Lage sein, für unterbrechungsfreien Unterricht in unserer Muttersprache zu sorgen.
Herr Mollers, bitte machen Sie kräftig Druck dass das Problem Anfang der nächsten Woche im Interesse unserer DG Vergangenheit ist selbst wenns für die verantwortlichen Beamten sehr unbequem werden sollte durch hohe Regressforderungen wegen Vertragsbruch im Amt! Es gibt in der DG mehr als genug Interessenten für das Unterrichtswesen in Deutsch als Muttersprache bzw. mit ausreichenden grammatikalischen Deutschkenntnissen durch Abitur oder Hochschuldiplom.
Es wäre vielleicht eine gute Idee, DEUTSCHE Lehrer einzusetzen!!??? Oder sind die belgischen Gehälter sowieso unattraktiv?
@JOHANN MACOURS ,
Nee die Schulzeiten / Arbeitszeiten an belgischen Schulen dürfte den Lehrern aus Deutschland zu lang sein , da es hier seit Jahrzehnten es immer " Ganztagsschulen" gab ( jedenfalls ab den 70ern war's so, davor lag ich wohl noch in den Windeln). Ua würde es ja auch heissen den Unterricht für mehrere Klassen vorzubereiten für mehrere Klassen Tests & Prüfungen auch und von ebenso vielen die Tests ect verbessern und benoten und das alles nach 16:00 ausser Mittwochs vllt und das ist für einen Lehrer aus D doch ein Unding oder ?
@Johann Marcours - Ja, die Gehälter an belgischen Schulen sind sehr, sehr unattraktiv. Für den Hungerlohn arbeitet kein Lehrer der uns umgebenden Länder.