Es ist zwar schon viel erreicht, aber noch lange nicht alles, so Ministerpräsident Oliver Paasch in seiner Rede. "Wir haben in Ostbelgien das Problem, dass ganze Landstriche nicht mit vernünftigen Internetverbindungen und Netzinfrastrukturen ausgestattet sind. Ich habe deshalb die Gelegenheit genutzt, die Vertreter des Föderalstaates und der Region aufzufordern, mehr zu tun und die ländlichen Regionen in diesem Zusammenhang nicht zu vergessen, sondern in die digitale Infrastruktur hier bei uns in Ostbelgien zu investieren."
Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur. Sie soll helfen, den Standort Ostbelgien attraktiver zu machen. Aber nicht nur dort fehlt es an Investitionen. Paaschs Botschaft: Selbständige, Unternehmer, Fachkräfte und Touristen - kommt nach Ostbelgien! Keine leichte Aufgabe… "Es ist deshalb schwierig, weil uns kaum jemand kennt außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Deshalb müssen wir auf der einen Seite weiter daran arbeiten, unseren Standort attraktiv zu machen und dafür zu sorgen, dass es sich in Ostbelgien gut leben lässt", sagt Paasch.
"Wir haben bereits viele Anstrengungen in diese Richtung gemacht und in den nächsten Jahren kommt noch mehr. Wir müssen dann dafür sorgen, dass die Wohn- und Lebensqualität unseres Standortes auch außerhalb des Standortes bekannt gemacht werden, wenn wir wollen, dass Leute zu uns kommen."
Netzwerkarbeit und Standortmarketing - so lässt sich das Tagesprogramm des 15. November zusammenfassen. Doch dafür ist ein alljährlicher Empfang zu wenig. Yves Kreins, früher Erster Präsident des Staatsrates, ist seit einem Jahr Leiter der Brüsseler DG-Vertretung. In der Zeit hat er viele Leute getroffen und hat Werbung für Ostbelgien gemacht.
"Die spanische Botschaft hat uns zum Beispiel angeboten, spanische Fachkräfte zu rekrutieren. Sie sind sogar auch bereit, sie in Spanien vorzubereiten - auch in Bezug auf die Sprache. Das sind konkrete Projekte, die man in die Wege leiten kann", so Kreins. Ob diese Menschen tatsächlich am Ende in Ostbelgien landen, ist noch unklar. Aber man wolle auf jeden Fall versuchen, eine Vermittlerrolle zu spielen, so Kreins.
Und kein Tag der DG ohne das Thema Zuständigkeiten. Mit der sechsten Staatsreform seien sie noch größer geworden. Und mit Raumordnung, Wohnungsbau und Energie habe man erst vor einigen Wochen ein weiteres wichtiges Paket von der Wallonischen Region übertragen bekommen, ein Meilenstein für den Ausbau der Autonomie, sagt Ministerpräsident Paasch.
Sein wallonischer Amtskollege Ministerpräsident Willy Borsus war über die bisherige, wenn auch nur kurze Zusammenarbeit zufrieden. Nicht nur bei der Kompetenzübertragung habe man intensiv zusammengearbeitet, sondern man arbeite auch nach außen hin gemeinsam. Und: Die deutsche Sprache soll in der Wallonie nach vorne gebracht werden.
Bei allem Süßholzraspeln - der Tag der DG ist auch immer eine gute Gelegenheit, gleich wieder nach vorne zu blicken. "Mit Blick auf die Wallonische Region interessiert uns natürlich vor allem die Übernahme der Provinzbefugnis und des regionalen Straßenbaus. Mit Blick auf den Föderalstaat ist es insbesondere die garantierte Vertretung in der Kammer", erklärt Paasch. "Ich habe aber auch nochmal deutlich gemacht, dass wir als Deutschsprachige Gemeinschaft nicht die siebte Staatsreform einfordern. Sollte es aber zu einer siebten Staatsreform kommen, wollen wir immer ein gleichberechtigter Gliedstaat in Ostbelgien bleiben."
Der ostbelgische Wunschzettel ist also verschickt. Ob der allerdings in Erfüllung geht, wird sich dann in den kommenden Jahren zeigen.
vk/mg