"Dass man am Ende sieht, was man mit eigenen Händen geschaffen hat, ist schon immer schön zu sehen", sagt der Auszubildende Mirco George. Mirco hatte schon in der Bischöflichen Schule Freude an der Arbeit mit Holz. Die Schreinerlehre war für ihn erste Wahl. Nach einer Ferienarbeit in dem kleinen Familienbetrieb Kohnen fand er dort einen Ausbildungsplatz. "Ich finde es schön, dass ich hier alles machen darf. In größeren Betrieben stehen die Lehrlinge manchmal den ganzen Tag am Kantenleimer. Ich habe hier viel Abwechslung", sagt er.
Mit fast 18 Jahren hat Mirco die Lehre begonnen. Das Durchschnittsalter der Auszubildenden liegt jedoch höher, erklärt Verena Greten, geschäftsführende Direktorin des IAWM. "Dass die Einsteiger immer älter werden, ist ein Trend, den wir in letzten Jahren feststellen", so Greten. "Rund 66 Prozent der Lehreinsteiger sind über 18. Wir haben auch eine relativ hohe Anzahl an Abiturienten, die in eine Lehre einsteigen: Aktuell haben rund 33 Prozent der Neueinsteiger schon ein Abitur."
243 neue Lehrverträge wurden dieses Jahr geschlossen - knapp sechs Prozent mehr als 2017. Allerdings blieben auch 131 Ausbildungsstellen unbesetzt. Für viele Schüler ist das Studium immer noch die erste Wahl. "Da müssen wir noch ganz viel Arbeit leisten, um klarzustellen, dass das zwei gleichwertige Wege sind. Sowohl die duale Ausbildung als auch ein Studium können zu einer erfolgreichen Zukunft führen", sagt Greten.
Zwischen den geburtenschwachen Jahrgängen und der hohen Ausbildungsbereitschaft der ostbelgischen Betriebe klafft eine Lücke. Viele Betriebe suchen händeringend Auszubildende. Auch Martin Kohnen suchte für seine Betrieb einen zweiten Lehrjungen - vergeblich. "Man hört überall, dass es schwieriger wird, Lehrjungen zu finden. Der Schreinerbereich war früher ein starker Lehrberuf: Die Klassen waren voll und viele wollten Schreiber werden", erinnert sich Kohnen. "Heute ist es schwieriger und die Auswahl ist nicht mehr groß."
Mit Initiativen wie Markt der Lehrberufe, Entdeckertage oder Schnupperwochen wirbt das IAWM für die Duale Ausbildung. Dabei hat Minister Harald Mollers auch neue Zielgruppen im Blick. "Seit dem 1. September ist es auch Personen über 29 Jahren möglich, unter gewissen Voraussetzungen eine Lehre zu beginnen. Davon haben in diesem Jahr zunächst nur zwei Personen Gebrauch gemacht. Ich gehe aber davon aus, dass in den nächsten Jahren mehr Personen diesen Weg einschlagen werden, sobald diese Maßnahme bekannter wird", so Mollers.
Eine Chance sieht Mollers auch darin, Menschen mit Migrationshintergrund für die duale Ausbildung fit zu machen. "Wir haben ja einen relativ großen Zuzug von Personen mit Migrationshintergrund gehabt, die sprachlich momentan aber noch nicht in der Lage sind, einem Kurs am ZAWM zu folgen. Solange sie schulpflichtig sind, ist das kein Problem, dann können wie nämlich über das Schulsystem an einer Sprachlernklasse teilnehmen. Wenn sie aber nicht mehr schulpflichtig sind, gibt es eigentlich kein entsprechendes Angebot, erklärt Mollers. "Es wird jetzt unsere Aufgabe sein, gemeinsam mit dem IAWM zu überlegen, was wir gezielt anbieten können, um diese Menschen, die teilweise sehr motiviert sind und schon mit gewissen Kompetenzen hier ankommen, auf den Weg einer dualen mittelständischen Ausbildung zu bringen."
95 Prozent aller Auszubildenden finden schnell eine Anstellung. Auch Mirko hat schon eine Perspektive. "Nach der Lehre würde ich hier bleiben. Hier weiter zu arbeiten, ist eigentlich mein Ziel."
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