Im Festsaal des Berliner Rathauses bittet der ostbelgische Botschaftsrat Alexander Homann seine Gäste zum Gespräch. Anlass war das zehnjährige Bestehen der ständigen Vertretung in Berlin. Vor hochrangigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur beider Länder ließen Homann und seine Gäste zehn Jahre deutsch-belgische Beziehungen Revue passieren.
Die ständige Vertretung in Berlin ist ein Gemeinschaftsprojekt von Ostbelgiern und Wallonen. Der damalige DG-Ministerpräsident, Karl-Heinz Lambertz, war an ihrer Entstehung maßgeblich beteiligt. Zur Zehnjahresfeier plauderte Lambertz ein wenig aus dem Nähkästchen. "Die Idee entstand einmal bei einem Gespräch mit den damaligen wallonischen Ministerpräsidenten Elio Di Rupo. Wir diskutierten darüber, ob wir unsere Vertretungen hier in Berlin nicht gemeinsam machen. Ich habe dann gesagt: 'Ok, aber nur unter einer Bedingung: dass der Chef aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft kommt'", erinnert sich Lambertz. "Das war den Wallonen gegenüber schon etwas mutig, aber zu meiner großen Überraschung sagte Herr Di Rupo damals ja."
Für die Deutschsprachige Gemeinschaft ist die Vertretung in Berlin die erste und bislang einzige Einrichtung dieser Art außerhalb Belgiens - und für Ministerpräsident Oliver Paasch ist sie ein absolutes Erfolgsmodell. "Wir haben unsere Lehrpläne mit deutschen Bundesländern erarbeitet. Wir haben im Bereich der Jugendhilfe, des Tourismus, der Medienpolitik, in allen unseren Zuständigkeitsbereichen wertvolle Kooperationen mit Deutschland. Und das verdanken wir den vielen Kontakten, die hier über Berlin, über die gemeinsame Arbeit der Vertretung überhaupt erst möglich geworden sind."
Paaschs wallonischer Amtskollege Willy Borsus unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der DG für die Wallonie. "Ostbelgien bietet uns als Wallonie einen natürlichen Zugang nach Deutschland, der positiv und häufig genutzt werden sollte. Denn wir wollen viel engere Beziehungen mit unserem großen Nachbarn."
Nach der Gesprächsrunde gab es Live-Musik aus Belgien. Das ostbelgisch-wallonische Ensemble WirtschaftsWonder Orchestra spielte ein Best-off seiner an den Sound der 50er und 60er Jahre angelehnten Stücke. Beim anschließenden Empfang bot sich dann die Gelegenheit, bei einem Glas Wein das deutsch-belgische Netzwerk weiter auszubauen.
Am Freitag waren die wallonischen und ostbelgischen Spitzenpolitiker dann noch im Deutschen Bundesrat und beim nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet zu Gast. Bei diesen Gesprächen ging es auch wortwörtlich um den Ausbau von Netzwerken. Denn in Belgien droht ja derzeit der Strom knapp zu werden und Deutschland hat Unterstützung versprochen. Gute Beziehungen haben eben eindeutig Vorteile.
Peter Eßer