Dass Mehrheit und Opposition in Raeren sich nicht die Butter auf dem Brot gönnen, ist mittlerweile klar. Neuestes Beispiel: der Platzmangel in der Lichtenbuscher Schule. Schon seit Jahren streiten Mehrheit und die CSL-Opposition über die richtige Vorgehensweise dagegen. Weil im nächsten Schuljahr dringend eine zusätzliche Klasse benötigt wird, schlug die CSL die Anschaffung eines Klassencontainers vor. Groß war die Überraschung, als Schulschöffin Marcelle Vanstreels verkündete, der sei schon längst beschlossen. Einen Tag vor der Gemeinderatssitzung gab es eine Ortsbesichtigung. Dort wurde das entschieden.
Finanzschöffe August Boffenrath warf ein, in Raeren habe man mit “Schultourismus” zu kämpfen. Eltern aus Nachbargemeinden brächten ihre Kinder in Raeren zur Schule, aus praktischen Gründen oder weil sie woanders mit den Lehrern weniger zufrieden seien. Im Grenzort Lichtenbusch gibt es dazu sogar eine Abmachung, durch die Kinder aus dem deutschen Teil des Dorfes auf die belgische Schule gehen dürfen.
Boffenrath befürchtet, dass das überhand nimmt. Weil dort viel gebaut wird oder die Eltern von vorteilhaften Regelungen wie zum Beispiel der Absenkung des Kindergartenalters auf 2,5 Jahre profitieren wollen. Er will, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft sich mit dem Problem beschäftigt. Immerhin gehe es darum, dass alle Kinder in Raeren weiterhin qualitativ hochwertigen Unterricht bekämen, so Boffenrath.
Schulleitung und Schulschöffin drückten öfters ein Auge zu, ergänzte Ratsmitglied Erwin Güsting, wenn auch Kinder aus anderen deutschen Grenzorten in Lichtenbusch zur Schule gehen wollten. Sie täten das, um die Stellen der Lehrer dort zu erhalten. Dabei könnte die Gemeinde seiner Meinung nach rund eine halbe Klasse einsparen, wenn man die Regelung einhalten würde.
Anne Kelleter
Wir gehören zu den Eltern, die ihre Kinder von der deutschen Seite aus auf die belgische Schule gehen lassen.
Das Wort Schultourismus scheint mir hier jedoch völlig unangebracht. Der geteilte Ort Lichtenbusch versucht seit langem - und das durchaus erfolgreich - eben in Wirklichkeit ein geeinter Ort zu sein und zu bleiben. Der Schützenverein, der Karnevalsverein und die Sportvereine z.B. sind grenzüberschreitend tätig. Die belgischen Lichtenbuscher gehen auf deutscher Seite in die Kirche und die deutschen Kinder eben auf belgischer Seite zur Schule. Dies trägt viel dazu bei, dass die Grenze, die nunmal faktisch mitten durch den Ort geht, eben nicht durch die Köpfe der Lichtenbuscher geht.
Das ist gelebtes Europa und kein schnöder Tourismus. Daran kann ich beim besten Willen nichts Schlechtes finden.
Auch wir gehören zu den auf deutscher Seite wohnenden Eltern, die für ihre Grundschulkinder kurze Wege, eine europäische Ausbildung und ein aktives Dorfleben bevorzugen. Davon gibt es nur wenige. Pro Klasse sind es 1 bis 2 Kinder, die auf der deutschen Seite wohnen.
Wenn es wirklich einen Schultourismus von anderen belgischen Gemeinden in Richtung Raeren gibt, dann sollte die DG tatsächlich etwas an den Ursachen in den anderen Gemeinden tun, und Raeren stolz auf seinen guten Ruf und seinen Weitblick zu sein.
Kinder sind unsere Zukunft! Und wo sie sich wohlfühlen und entwickeln dürfen, dahin kehren sie nach ihrer Ausbildung gerne zurück, um dort zu wohnen, zu arbeiten und Steuern zu zahlen. Wo man sich jedoch nicht willkommen gefühlt hat, dahin lässt man nichts zurückfließen.
Daher ist Sparen an den Kindern und ihrer Ausbildung, sparen an unserer Altersvorsorge.