Hoher Besuch in der Brüsseler DG-Vertretung: Botschafter, Leiter von Landesvertretungen, und obendrauf dann noch der belgische Chefdiplomat, Außenminister Didier Reynders. In gewisser Weise ein "Kennenlerntreffen", wie Yves Kreins erklärt, der neue Leiter der DG-Vertretung:
"Es ist ein gegenseitiges Kennenlernen. Einerseits ist es für mich natürlich interessant, die Leiter der verschiedenen deutschen und österreichischen Landesvertretungen kennenzulernen. Aber umgekehrt gibt es auch unter diesen Leitern viele, die Ostbelgien nicht sehr gut kennen. Und das ist eine gute Gelegenheit, Ostbelgien zu präsentieren."
Genau das haben die verschiedenen ostbelgischen Vertreter auch gemacht. Es gab etwa auch einen historischen Überflug, um den Weg zur Autonomie nochmal nachzuzeichnen.
Nach bescheidenen Anfängen hat die DG ja inzwischen bekanntlich einen richtigen Batzen an Zuständigkeiten, und bald kommen voraussichtlich noch welche hinzu. Und genau deswegen sind die Kontakte mit anderen Ländern oder Regionen auch so wichtig, sagt Ministerpräsident Oliver Paasch.
"Das hat eine existentielle Bedeutung für die Deutschsprachige Gemeinschaft. Wir verfügen über sehr viele Zuständigkeiten und wir stoßen eigentlich im Alltag der Politik jeden Tag an die Grenzen unserer Kleinheit", so Paasch. "Diese Probleme können wir nur in den Griff bekommen, wenn wir mit anderen in Belgien und Europa eng und freundschaftlich zusammenarbeiten."
Doch ist die DG im Moment ja auch an noch einer anderen Front sehr aktiv, auf der europäischen Ebene nämlich, in Person von Karl-Heinz Lambertz, der ja den Vorsitz des europäischen Ausschusses der Regionen innehat. "Es war vor allem auch die Gelegenheit, diese Arbeit unserer Vertretung hier in Brüssel, die Arbeit unserer Regierung in Verbindung zu bringen mit dem, was wir auf europäischer Ebene im regionalen Bereich versuchen, in Bewegung zu bringen."
"Man muss nicht aus einer ganz großen Region kommen, um da etwas vorantreiben zu können. Wichtig ist, dass die Kontakte stimmen", so Lambertz.
Die Deutschsprachige Gemeinschaft sei in gewisser Weise ein "ständiger Botschafter", so drückte es Außenminister Didier Reynders aus, ein Botschafter zumal in Richtung der deutschsprachigen Regionen. Und das verstärke nur noch die engen Beziehungen, die Belgien zu diesen Ländern unterhält. Er denke da vor allem an Österreich, das ja bald die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt.
All das würde Ministerpräsident Oliver Paasch wohl mit beiden Händen unterschreiben. "So begreifen wir ja auch unsere Rolle in Belgien. Wir versuchen, die Brückenfunktion wahrzunehmen zwischen Belgien und dem deutschsprachigen Europa, insbesondere natürlich mit Deutschland."
Didier Reynders ist ja, man könnte sagen, ein langjähriger Freund der DG. Für die Wünsche nach mehr Autonomie hat der derzeitige Außenminister immer besonders viel Verständnis gezeigt. Viele wissen aber nicht, wie lange diese Freundschaft schon zurückreicht.
Yves Kreins verriet, dass Didier Reynders schon vor 30 Jahren an der Abfassung der Gesetzestexte beteiligt war, die die heutige DG betreffen. Das war in der Zeit, als der damals 23-jährige Reynders im Beraterstab des damaligen liberalen Vizepremiers Jean Gol arbeitete - zusammen mit Yves Kreins übrigens. "Ja, das stimmt", bestätigt Reynders. Er habe bei der Gelegenheit auch an der Schaffung des deutschsprachigen Gerichtsbezirks mitgewirkt.
"Und wir müssen alle daran arbeiten, dass diese DG irgendwann zu einer vollwertigen vierten Region wird, sagt Reynders, und läuft damit bei Karl-Heinz Lambertz natürlich offene Türen ein. Lambertz hat ja gerade noch dafür plädiert, auch noch die letzten regionalen Zuständigkeiten von Brüssel nach Eupen zu übertragen.
Und bei der Ausübung der neuen Zuständigkeiten kann man dann ja wieder auf ein immer größeres Netzwerk an Kontakten zurückgreifen. Eben diese Kontakte hat man jetzt also nochmal gepflegt.
rop/km