"Glauben an die Gemeinschaft" - so lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe im November und Dezember. Für Ministerpräsident Oliver Paasch ist Ostbelgien als Grenzregion wesentlich geprägt von verschiedenen kulturellen Einflüssen.
Damit Interkulturalität auch gelingt, will die Regierung der DG 'Werkzeuge schaffen', um sowohl Neu-Ankommende zu integrieren als auch das Zusammenleben derer zu stärken, die seit Generationen in Ostbelgien leben.
Dazu gehören laut Oliver Paasch Toleranz und Weltoffenheit: "Es geht im weitesten Sinne um Politische Bildung. Ich glaube, dass Politische Bildung gerade in der heutigen Zeit von Bedeutung ist. Wir erleben, dass Rechtspopulisten und Rechtsradikale überall in Europa an Fahrt aufnehmen. Sie predigen Ausgrenzung und Abschottung; so nach dem Motto: Mein Land zuerst. Dabei wissen wir genau, wenn jedes Land dem anderen zuruft 'Ich zuerst', dann endet das immer im Konflikt, am Ende auch in Krieg."
Die Veranstaltungsreihe: Glauben an die Gemeinschaft startet schon am Mittwochnachmittag. Dann ist der missio-Truck in Eupen zwischen 13:30-19:30 Uhr am Robert-Schuman-Institut zu Gast.
Besucher der mobilen Ausstellung können dann am Beispiel von Bürgerkriegsflüchtlingen im Kongo virtuell eine Flucht von der Heimat bis ins Aufnahmeland durchlaufen und die damit verbundenen Gefahren kennenlernen.
Am Freitag kommt der missio-Truck zwischen 16:30 und 19:00 Uhr zur Maria-Goretti-Schule nach St. Vith.
Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos
Der interreligiöse Dialog steht ab dem 28. November im Mittelpunkt. Dann wird am Amtssitz des Ministerpräsidenten die Ausstellung "Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos" eröffnet. Sie läuft bis zum 20. Dezember und wirbt für eine weltweite Verständigung auf kulturübergreifende ethische Werte in allen Lebensbereichen, wie Politik, Wirtschaft, Kultur Schule und Alltag.
Hinter der Ausstellung steckt die 'Stiftung Weltethos'. Die Idee eines Weltethos geht zurück auf den katholischen Theologen Hans Küng. Bei seinen Forschungen rund um den Globus ist er zu dem Schluss gekommen, dass allen Weltreligionen bereits grundlegende Werte- und Moralvorstellungen gemeinsam sind. Eine Idee, die auch Paasch überzeugt hat: "Deshalb haben wir schon vor zwei Jahren damit begonnen, Initiativen durchzuführen, die das Verständnis für das Anderssein fördern sollen; die dazu beitragen sollen, andere Kulturen und Religionen besser zu verstehen. Und vielleicht auch die Gemeinsamkeiten der Kulturen und Religionen herauszuarbeiten. Deshalb haben wir den Titel 'Glauben an die Gemeinschaft' gewählt."
Runder Tisch der Religionen
Am Tag der Ausstellungseröffnung findet dann auch der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe statt: Die Einsetzung eines Runden Tisches der Religionen. Dazu sind alle Vorsitzenden der anerkannten Religionsgemeinschaften in Belgien eingeladen. "Wir haben noch nie alle Vertreter der anerkannten Glaubensgemeinschaften hier in Ostbelgien zu Gast gehabt. Das wird also eine Premiere sein. Die Vertreter der Glaubensgemeinschaft werden aber nicht nur hierhin kommen, um Ostbelgien zu entdecken, sondern vor allem, um einen Runden Tisch der Religionen hier einzusetzen. Und ich bin sehr dankbar, dass dieser Dialog zwischen den Religionen – der gerade in der heutigen Zeit so wichtig ist – unterstützt wird von der Stiftung Weltethos, die zumindest im deutschsprachigen Europa einen hervorragenden Ruf genießt", sagt Oliver Paasch.
Dabei soll es sich nicht um eine einmalige Veranstaltung handeln. "Ziel des Runden Tisches ist es, hier vor Ort weitere Initiativen auf den Weg zu bringen, um das interreligiöse Verständnis zu fördern. Deshalb wird der Runde Tisch Veranstaltungen zu planen haben, die hier in Ostbelgien stattfinden. Und das 'open end'. Also während mehrerer Jahre", erklärt Paasch.
Manuel Zimmermann
Der Glauben an unsere Gemeinschaft scheint nicht auszureichen, um diese Gemeinschaft vor inkohärenter identitätszersetzender Begriffsakrobatik zu schützen.
Interreligösen Dialog gibt es, seit der Mensch Religionen erfunden hat - allerdings haben sich die selbsternannten irdischen Vertreter in all diesen Jahrhunderten/-Jahrtausenden immer noch nicht darauf einigen können, wessen Gott denn nun der größte ist...
In Bezug auf das "Weltethos" sei betont, dass Religionen nicht das Monopol auf Ethik besitzen, weit davon entfernt: man denke nur an die Kindesmissbrauchskandale, die in der katholischen Kirche unter den Tisch gekehrt werden und die Aufhetzung durch zahlreiche Prediger aller großen monotheistischen Religionen gegen Anders- und Nichtgläubige. Ein moderner Humanismus scheint mir eher für ethische Grundlagen geeignet.
Zudem fehlt ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur im interkulturellen Dialog: die Trennung von Staat und Kirche, ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Ich habe Herrn Paasch also dazu eingeladen, diesen Aspekt der politischen Bildung in die Veranstaltungsreihe zu integrieren, um den verschiedenen Weltanschauungen der Bevölkerung, die einen erheblichen Anteil an Menschen ohne religiöse Zugehörigkeit (Belgien: 1/3) aufweist, gerecht zu werden.
Wenn es u.a. darum geht, andere Kulturen und Religionen besser zu verstehen, sollte man auch einmal untersuchen, ob es nicht hilfreich wäre, den konfessionsgebundenen Bekenntnisreligionsunterricht an unseren Schulen durch einen neutralen konfessionsübergreifenden, besser noch Philosophieunterricht zu ersetzen, der sich auch kritisch mit den Religionen und deren Schriften auseinandersetzt.
Es ist tatsächlich ein Märchen zu glauben, dass ethische und moralische Werte ohne Religionsunterricht nicht vermittelt werden können.
Die „heiligen Schriften“ sind ein Simmelsammelsorium an unzeitgemäßen, unausgegorenen und oftmals gewaltverrherrlichenden Geschichten.
Wer sich für Ethik und Moral interessiert wird wohl eher bei den Philosophen, Aufklärern und Humanisten fündig, die sich oftmals gegen die religiösen Indoktrinierungen zur Wehr gesetzt haben.
Staat und Kirche müssen strickt getrennt sein, am besten wie in Frankreich.
Was hat der Staat sich überhaupt darum zu kümmern?
Sitzen freie evangelische Kirchen und die Zeugen Jehovas auch mit am Tisch?