Was interessiert mich schon die EU? Was macht die eigentlich für mich? Fragen, die sich die Vertreter der Europäischen Union oftmals anhören müssen. Das Image der EU bröckelt. Jüngstes Beispiel dafür: der Brexit. Vor allem die kritischen Stimmen aus den Baltischen Mitgliedstaaten werden immer lauter.
Grund genug, einmal die jüngere Generation zu Wort kommen zu lassen. Was denkt sie eigentlich über die EU? Ziemlich viel. Bei der Diskussionsrunde im Aachener Justizzentrum kamen viele Ideen auf den Tisch. Dabei kam kein Thema zu kurz - von Bildungspolitik über Energiepolitik und Stammzellenforschung bis hin zum Datenschutz.
Zu allen Bereichen haben die Schüler verschiedene Thesen, Fragen und Änderungsvorschläge vorgetragen. So entstand eine anregte Diskussion. Dabei war es bemerkenswert, dass auch komplexe Themen für die Schüler kein Problem darstellten. Eine Erklärung dafür hat die Kelmiser Schülerin Elma: "Mir hat am meisten gefallen, dass sie uns alles so ausführlich erklärt haben und man alles verstanden hat."
Grenzgänger
Die Klasse aus Kelmis hatte sich im Vorfeld vor allem mit Themen auseinandergesetzt, die sie als Grenzgänger direkt betreffen. So kam zum Beispiel die Frage auf, wie im EU-Ausland erworbene Diplome anerkannt werden. Und auch die für deutschsprachige Belgier interessante Frage nach einer grenzübergreifenden Krankenversorgung wurde diskutiert.
Dabei musste der fünfzehnjährige Joah feststellen, dass solche Themen dann doch sehr komplex sein können. "Ich hätte mir da mehr direkte Antworten erhofft und mehr Informationen über die Fragen, die ich gestellt habe. Ich fand, dass sie sich so ein bisschen herausgeredet haben", sagt Joah. "Die Fragen sind nur teilweise beantwortet worden."
Und welchen Bild hat die junge Generation von der EU? Hat es Vorteile, Teil des Staatenbündnisses zu sein? Darauf fanden die Schüler der drei Länder auch klare Worte. Vor allem die Mobilität stellt für sie ein großes Plus dar. "Ich schätze am meisten die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von mittlerweile sehr vielen Mitgliedstaaten und dass man im Ausland studieren gehen kann. Die EU ist generell eine gute Sache", sagt Joah.
Botschafter für Europa
Und auch die Lehrer sind mit dem Engagement ihrer Schützlinge zufrieden. So auch Andreas Schmidt. Er ist Lehrer für Sozialwissenschaften am César-Franck-Athenäum und hatte seine Klasse nach Aachen begleitet. "Ich finde, sie habe es sehr gut gemacht. Sie haben es auswendig und sehr lebendig vorgetragen, nachgefragt und Eigeninitiative ergriffen."
Dabei ist das César-Franck-Athenäum in Kelmis die einzige EPAS-Schule (European Parliament Ambassador School) in Ostbelgien und hat dadurch eine besondere Verbindung zur EU. "Das bedeutet, dass wir eine Botschafterschule für Eurpa sind. Die jungen Leute sollen Botschafter für den europäischen Gedanken werden. Das steckt dahinter", erklärt Andreas Schmidt.
Durch den Behördendschungel der Europäischen Union zu blicken, ist eine regelrechte Mamutaufgabe - gerade für die junge Generation. Dieser Herausforderung hat sich die Kelmiser Schule gestellt. Als EPAS-Schule wird sie sich auch weiter intensiv mit dem Thema EU auseinandersetzen.
Sarah Dederichs