Mehrsprachigkeit wird in Belgien oft als eins der Verkaufsargumente auf dem Arbeitsmarkt gesehen. Mehr noch, für viele ist diese Mehrsprachigkeit in einem offiziell dreisprachigen Land auch Teil ihrer Identität. Damit das nicht verloren geht, setzt man in der Schulpolitik stark auf Förderung von Sprachkenntnissen. Das gilt auch für die DG.
Ein Weg zum Ziel ist, Unterrichte von Muttersprachlern einer jeweils anderen Landessprache geben zu lassen. 2015 schlossen die drei Sprachgemeinschaften des Landes ein Abkommen, das Lehrern erlauben sollte, ein Jahr lang in der jeweils anderen Gemeinschaft zu unterrichten, ohne dabei ihre Dienstjahre oder ihr Statut zu verlieren. Die Lehrperson würde durch das Abkommen also weiterhin so bezahlt wie vorher, auch wenn sie in einer anderen Gemeinschaft unterrichtet.
So sollte der Austausch von Muttersprachlern zwischen den Sprachgemeinschaften angeregt und die Mehrsprachigkeit in Schulen gefördert werden. Bisher ist das Abkommen allerdings ein ziemlich großer Flop.
Gerade mal zwei flämische Lehrpersonen haben das Abkommen bisher genutzt. In der Französischsprachigen Gemeinschaft und in der DG: Fehlanzeige! Zwar gibt es auf der Internetseite, über die das ganze Abgewickelt werden sollte, einige Anzeigen, aber entwickelt hat sich daraus offensichtlich nichts.
"Ich hatte gehofft, dass es vielleicht gerade hier, in der Nähe der Sprachengrenze, sehr gut funktionieren würde - weil die Schulen ja auch teilweise sehr nah beieinander liegen. Offenbar ist es landesweit so, dass die geografische Distanz ein großes Hindernis ist", erklärt DG-Unterrichtsminister Harald Mollers.
Ein weiterer Grund, warum das Abkommen nicht funktioniert, könnte das Gehaltsgefälle zwischen den Gemeinschaften sein. Ein Lehrer in Flandern verdient durchschnittlich zehn Prozent mehr als ein Lehrer in der Französischsprachigen Gemeinschaft und auch zwischen DG und FG gibt es ein leichtes Gefälle. Deshalb ist es für französischsprachige Lehrer nicht unbedingt interessanter, beim Wechsel in eine andere Gemeinschaft ihr Statut und ihre Bezahlung zu behalten.
Viele frankophone Lehrer
Dass das Abkommen zum Lehreraustausch nicht funktioniert, ist laut Minister Harald Mollers für die DG aber erst einmal kein Problem. "Wir haben ja bereits sehr viele 'native speaker', die in unseren Schulen beschäftigt sind, die häufig den Französischunterricht, aber auch andere Fächer, beispielsweise in den Sekundarschulen, erteilen. Insofern erfährt die Förderung der Französischen Sprache natürlich in der DG seit jeher eine sehr große Aufmerksamkeit und die Tatsache, dass dieses Austauschprogramm noch nicht funktioniert, tut dem natürlich keinen Abbruch."
Doch auch wenn der Bedarf an Muttersprachlern in der DG eigentlich gedeckt ist, will Unterrichtsminister Harald Mollers mehr über die Art und Weise, wie diese in den Schulen eingesetzt werden, herausfinden. Bisher wird in vielen Grund- und Sekundarschulen der Französischunterricht von Muttersprachlern gegeben, an Sekundarschulen können außerdem bis zu 50 Prozent der Sach- und Fachkundeunterrichte auf Französisch unterrichtet werden.
Wie das in der Praxis umgesetzt werde, sei allerdings von Schule zu Schule sehr unterschiedlich, erklärt Mollers. Und weil auch in der DG die Mehrsprachigkeit der Schüler noch ausbaufähig ist, will er eine Vollerhebung an allen Schulen zum Thema Französischkenntnisse und den entsprechenden Unterrichtsmethoden machen.
"Mich interessiert, welche Fächer in den einzelnen Schulen tatsächlich in Französisch erteilt werden und wer sie erteilt, jemand dessen Muttersprache Französisch ist oder ein Deutschsprachiger, der den Unterricht in Französisch erteilt? Interessant ist auch, in welcher Sprache die Unterrichtsunterlagen sind, denn auch da scheint es unterschiedliche Methoden und Vorgehensweisen je nach Schule zu geben."
"Wir erhoffen uns dadurch Rückschlüsse darauf, wie die Vorgehensweise der Schule sich auf die tatsächlichen Französischkenntnisse der Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn auswirkt. Und das betrifft dann auch nicht nur die französische Sprache, sondern auch die niederländische und die englische", so Mollers.
Ende Januar wollen die Bildungsminister der drei Gemeinschaften außerdem bei einer gemeinsamen Konferenz über das fehlgeschlagene Abkommen und darüber, wie man den Austausch für Lehrer zwischen den Gemeinschaften interessanter machen könnte, sprechen.
Anne Kelleter - Bild: BRF
Es wäre schon ein Fortschritt, wenn diese starre 50% Hürde abgeschafft werden könnte.
Es ist so, dass Naturwissenschaftliche Fächer währen den ersten 4 Jahren im Sekundarunterricht auf Französisch unterrichtet werden können je nach Wahl eines Schülers, jedoch im 5ten und 6ten Jahr nicht mehr, weil diese starre 50% Hürde ganz knapp überschritten wird.
Fazit: Ein französischsprachiger Lehrer, der nur bescheidene Deutsch Kenntnisse besitzt, muss im 5ten und 6ten Jahr seinen Chemie-Physik Unterricht in Deutsch unterrichten. Dies zum Nachteil der Schüler, die später in der Wallonie studieren möchten und natürlich des Lehrers, der nicht in seiner Muttersprache unterrichten kann.