Für eine Standortstrategie brauche es eine Dachmarke. Seine Regierung schlage dafür den Begriff "Ostbelgien" vor, sagte Ministerpräsident Oliver Paasch. Das sei für die Außendarstellung unabdingbar. Ein erfolgreiches Marketing betreffe dabei eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Akteuren.
"Wir haben festgestellt, dass sich das Kürzel 'DG' sowohl im Inland als auch im Ausland kaum vermarkten lässt. 'DG' wird oftmals mit anderen Marken verwechselt, wie Dolce & Gabbana, Dresdner Gas, Direction générale - im schlimmsten Fall sogar mit einem Dachgeschoss", erklärte Paasch im BRF-Interview. "Eine Region muss darauf achten, die eigenen Trümpfe und Vorteile darzustellen, damit Investoren angezogen und Fachkräfte angeworben werden können und damit Betriebsgründungen möglich sind."
"Wir haben seit einem Jahr an einer Standortstrategie gearbeitet. Wir sind unter anderem zu der Erkenntnis gekommen, dass wir ein großes Interesse daran haben, dass alle an einem Strang ziehen und sich gemeinsam nach außen darstellen - und das unter dem Begriff 'Ostbelgien'. Wir werden uns also mittelfristig - darüber wird jetzt ein breiter Dialog zu führen sein mit der Zivilgesellschaft - nicht mehr als Deutschsprachige Gemeinschaft (auch nicht unter dem Kürzel DG) darstellen, sondern unter dem Begriff 'Ostbelgien'", so Paasch weiter.
Zum Hintergrund der Krise von EU und Demokratie hatte Paasch eingangs daran erinnert, dass unsere eigene Geschichte uns lehre, wohin die Alternative zu einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung führe.
Da sich die Politik zu einem vernetzten System entwickle, müssten sich Nationalstaat und Gliedstaaten neu erfinden, hatte Alexander Miesen nach seiner Wahl zum PDG-Präsidenten gesagt. Demokratie müsse nicht mehr allein eine Herrschaftsform, sondern "erlebbar" sein.
Sachpolitisch wird der Einfluss der Parlamente in Belgien auf die Bürgernähe bei EU-Entscheidungen gestärkt, gemäß dem Lissabonner Vertrag - ganz im Sinne des PDG, ebenso wie bei der gesamtbelgischen Absicht, Wahlprüfungsverfahren dem Verfassungsgericht zu überantworten - sicherlich nach der Erfahrung der Wahlpanne von 2014.
fs/mg - Archivbild: PDG
Sorry Herr Paasch, ich habe über Sie ein positives Resumé ziehen können. Aber dieser Vorschlag ist für mich nicht in Ordnung. Wir sind nun einmal deutschsprachig und haben gemeinsame Geschichte aus beiden Nationen. Mit Ihrem Vorschlag würde diese Identität untergehen.
Warum nennen wir die DG nicht einfach "Deutsch-Ostbelgien"? Damit würde man unsere Identität als Verbindungsglied zwischen Belgien, ggf. Wallonien und Deutschland vernünftig unterstreichen. Ohne die DG hätte die belgisch-deutsche Freundschaft nie so weit ausgebaut werden können.
Deutsch-Ostbelgien ist ein Oxymoron, denn die DG kann nicht gleichzeitig belgisch und deutsch sein. Sie ist belgisch und deutschsprachig, von deutscher Kultur geprägt, amtlich aber belgisch... Man sagt ja auch nicht Deutsch-Lothringen oder Deutsch-Nordschleswig, oder Deutsch-Südtirol, oder?
BELGORIENT
Das ausgrechnet ProDG-Leute jetzt für eine anti-DGBezeichnung sind, kommt schon witzig vor. Doch, obwohl die Begründung der besseren Aussendarstellung pertinent erscheinen mag, gibt es auch nicht von der Hand abzuweisende Bedenken. Nenne mal deren zwei:
- der Begriff Ostbelgien umschliesst auch französichsprachige Gemeinden wie Malmedy und Weismes. Die gehören natürlich nicht der DG an. Ob diese Gemeinden da keine Einwände hätten ?
- wie soll man das denn bitte auf Französich sagen ? Ostbelgien auf Deutsch für alle durchsetzen ? "Belgique de l'Est" klünge mal gar nicht gut. "BELGORIENT" ginge auf alle Landessprachen; klingt exotisch doch auch wirksam duch Neueffekt.
Wenn man nicht soviele Abkürzungen nehmen würde, sondern gleich alles richtig bezeichnwen würde,wäre diese Diskussion hinfällig!
Oder geht es da noch um etwas anderes?
Werden die Einwohner dann "Germano-Belgier"? (in Anlehnung an "Franko-Kanadier)
Werden hier nicht Gemeinschaften und Regionen bunt durcheinander gemischt? Analog wäre dann die französischsprachige Gemeinschaft "Südbelgien" und die flämisch-/ niederländischsprachige Gemeinschaft würde zu "Nordbelgien". Warum dann also diese deutschsprachige Extrawurst?
Als wenn es nichts Wichtigeres gäbe, als sich über Aussendarstellung und Marketing Gedanken zu machen...
Aus "Pro-DG" wird ...
Wegen eines "Dachgeschosses" setzt man, auch wenn Herr Paasch es gut meint, leichtfertig alle Errungenschaften der Teilautonomie aufs Spiel, für die unsere Vorfahren seit praktisch Menschengedenken mühevoll mit viel Diplomatie sich den Hintern aufgerissen haben. Und alle (ca. 64 Prozent laut Online-Umfrage) springen mit.
Kommt die nächste Staatskrise, soll ich wetten, wollen sie alle entweder zu Luxembourg, Deutschland oder den Niederlanden gehören. Alles schon mal dagewesen um 2009 herum.
Wie wärs mal mit Realismus statt kurzlebigen "Gefühlen"? Wir sind die Deutschsprachige Gemeinschaft. Deutsche Sprache und Kultur. Teil des dreisprachigen Belgiens, Teil der Euregio und Teil Mitteleuropas. Menschen unterschiedlichster Herkunft, aber einer Gemeinschaft. Unsere Fahne Schwarz-Weiß-Blau (wie die Kelmisser) mit dem roten Löwen, und auch ein wenig stolz auf unsere Teilautonomie. Punkt.
Ist doch total egal! Als wenn es nichts Wichtigeres gäbe!!!
Und wie soll die Abkürzung lauten, denn Abkürzungen sind doch jetzt in.
Ob?Ist das besser als DG?
"Für eine Standortstrategie brauche es eine Dachmarke. Seine Regierung schlage dafür den Begriff „Ostbelgien“ vor, sagte Ministerpräsident Oliver Paasch. Das sei für die Außendarstellung unabdingbar. Ein erfolgreiches Marketing betreffe dabei eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Akteuren."
Bei der Bezeichnung der "Region", in der die Deutschsprachigen Belgier leben und und deren politische Daseinsberechtigung allein aus der sprachlichen und kulturellen Sonderstellung der Menschen in Belgien herrührt, geht es m.E. nicht um Standortstrategie, Dachmarken, erfolgreiches Marketing und Außendarstellung. Es geht um die Frage der Identität der Menschen.
In Zeiten, in denen die Politik scheinbar keine Antwort auf die Frage kennt, wie der tiefe Riss in der Gesellschaft angesichts der Migrations-, Flüchtlings-, Integrations- und Sicherheitsfrage und angesichts zunehmender sozialer Ungerechtigkeiten, überwunden werden kann, erscheint die Diskussion über eine "Dachmarke" sowohl zeitlich als auch inhaltlich m.E. völlig fehl am Platz.
Herr Leonard, Sie haben vollkommen recht. Unsere Identität als deutschsprachiges Teilvolk darf nicht für ekonomische Interessen so leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
Deshalb halte ich den Vorschlag aus der DG plötzlich OB machen zu wollen für einen großen Fehler, der weder im Sinne der Bevölkerungsmehrheit der DG sein kann noch dem 'Kulturbund deutschsprachiger Länder nützt.
Der Auftrag von Herrn Oliver Paasch und allen Organen der DG ist aktuell primär die soziale Absicherung des Mittelstandes gegen die steigende Armut und die Aufklärungsarbeit gegen den rasant ansteigenden Rechtsextremismus in Belgien - von der Primarschule an über die JGVs / Sportvereine bis hin zu den sozialen Netzwerken in den Unternehmen.
@ Mario Meis: "OB" ist als Kürzel schon belegt, und zwar vom Tamponhersteller oB. Die Abkürzung steht übrigens für "ohne Binde".