Patrick Dupriez ist nach Ostbelgien gekommen, um zu schauen, wie es im Kleinen mit den erneuerbaren Energien vorangeht. Er ist beeindruckt, was die Deutschsprachige Gemeinschaft vorzuweisen hat und sieht gute Entwicklungschancen. Der Besuch erfolgte in Vorbereitung des Ecolabs mit dem Titel "Erneuerbare Energien", der am 25. September im Eupener Heidberg-Kloster stattfinden wird.
Der Ecolo-Co-Präsident ist auch gekommen, um Tacheles zu reden - nicht mit den ostbelgischen Parteifreunden, sondern eher in Richtung föderale Politik. Es mache ihm Angst, sagt er, wenn er sehe, wie politisch Verantwortliche Ängste in der Bevölkerung nährten, um ihre Macht zu erweitern.
Für die Ängste habe er Verständnis. Es gebe 600.000 Arbeitslose, das Prekariat, die Armut und die Ankunft von Flüchtlingen. Aber in einem Land wie Belgien und dem Kontinent Europa hätte man alle Möglichkeiten, diese Menschen aufzunehmen. "Weshalb haben die Menschen Angst? Auch, weil man ihnen keine positiven Perspektiven aufzeigt", sagt Dupriez.
Wäre also direkte Demokratie die Lösung? "Ja, es ist eine Option", sagt der Grünen-Vorsitzende. "Aber es reicht nicht, in Volksbefragungen ja oder nein zu sagen." Die Menschen müssten stärker einbezogen werden in den politischen Diskurs. Es könne nicht sein, dass die großen multinationalen Unternehmen, die betrügen und fälschen, die Regeln für die Gesellschaft und die Globalisierung der Welt bestimmten. Die Bürger selbst müssten die Gelegenheit erhalten, ihre Kreativität zu entfalten.
"Nichts ist so teuer wie Atomkraft!"
Und was ist mit der belgischen Atompolitik? Die Ecolo-Partei sei unter anderem auf der Basis des Kampfes gegen die Atomkraft gegründet worden, so Dupriez. "Ecolo hat immer gesagt: Atomkraft ist gefährlich, undemokratisch und basiert auf Lügen. Es gibt einen Mangel an Transparenz, und die Entsorgungskosten werden exorbitant sein. Man muss klar sagen: raus aus der Atomenergie und weg von den fossilen Brennstoffen."
Der Weg in die Unabhängigkeit sei nicht nur eine klimatische Notwendigkeit, sondern schaffe auch Arbeitsplätze und saubere Luft, indem man sich die vorhandene Energie zu eigen mache. Und es sei schon erstaunlich, dass man bei den Nachbarn in Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg stärker mobil macht gegen die belgischen Nuklearzentren als bei uns im Land.
Vielleicht habe das damit zu tun, dass unter anderem die Politik uns glauben gemacht hat, Atomenergie sei preiswerter, die Versorgungssicherheit sei durch sie garantiert, und die alternativen Energien seien viel zu teuer. "Das ist völlig falsch", sagt Dupriez. "Nichts ist heute und vor allem morgen so teuer wie Atomkraft!"
Rudi Schroeder
Zitat: „Nichts ist so teuer wie Atomkraft!“
Ach, nee? Die grünen Zertifikate haben seit 2013 ein Haushaltsloch in die Kasse der wallonischen Region gerissen, weil die Subventionierung von Fotovoltaik ins Uferlose ausartete. Und jetzt wird behauptet, die Atomenergie, die uns zu 25% mit sinnvollem Strom beliefert, sei die teuerste Art Strom zu produzieren.
In welchem grünen Irrenhaus leben wir hier eigentlich?