"Ich bin ein gebrochener Mann", sagt Fayçal Cheffou. Und man nimmt ihm das auch ab. Am 24. März nahm sein Leben eine wohl entscheidende Wende. Zwei Tage nach den Anschlägen von Zaventem und Maelbeek steht das Land noch unter Schock. Polizei und Justiz drehen quasi jeden Stein um, um endlich den "Mann mit Hut" zu finden, den dritten Attentäter von Zaventem, der sich nicht in die Luft sprengte und den Brussels Airport lebend verließ.
Am Abend des 24. März lief die Eilmeldung über die Newsticker: "Der Mann mit Hut sei mutmaßlich gefasst worden". Schnell kursierte auch ein Name: Fayçal Cheffou, freier Journalist aus Brüssel. Was die Meldung noch brisanter machte: der Mann sei buchstäblich auf den Stufen des Brüsseler Justizpalastes festgenommen worden.
Was er da gemacht habe?, sagt Fayçal Cheffou. Ganz einfach: es gebe dort eine Umleitung, jeder müsse am Justizgebäude an der Place Poulaert vorbei. Fayçal Cheffou erlebt -man könnte sagen- das "volle Programm": "Sondereinsatzkommado, Scharfschützen, Maschinengewehre. Da steht dann also ein zitternder Polizist vor Ihnen, mit gezückter Waffe; da sagt man sich: Jetzt geht der Schuss los."
Lange Zeit wusste Fayçal Cheffou nicht, was überhaupt los war. Auf seine Fragen bekam er keine Antwort. Bis, so sagt er, plötzlich von Gentests die Rede ist, man seine Kleidung abgeben muss. "Da wird einem dann schon mulmig." Und als dann das Wort Terrorismus fiel, da sei er fast vom Stuhl gefallen.
Doch wie sind die Ermittler eigentlich auf Fayçal Cheffougekommen? Anscheinend war es so: Der Mann war auf Bildern der RTBF zu sehen. Er war einer der Schaulustigen an der Metrostation Maelbeek, stand direkt an der Absperrung.
"Ich trug eine Mütze, weil es eben kalt war. Und ich hab' eine Brille; das hat dann wohl gereicht", sagt Fayçal Cheffou.
Ein Fernsehzuschauer meldet jedenfalls seine Beobachtung der Polizei. Und damit war Fayçal Cheffou im Fadenkreuz. Hinzu kommt: er hat kein Alibi, er lebt alleine. Und dann zeigt man das Foto dem Taxifahrer, der die Terroristen zum Flughafen gefahren hat. Der untermauert den Verdacht.
Totaler Quatsch, sagt Fayçal Cheffou. Die Ermittler hätten sich dann aber daran festgehalten, und alle anderen Beweise und Tatsachen außer Acht gelassen. Irgendwann wir ihm eines klar: "Wenn man einmal unter Terrorismus-Verdacht steht, dann hat man quasi mit einem Mal alle Rechte verloren, dann macht man mit Ihnen, was man will."
Roger Pint - Bild: John Thys/Belga