Der Bericht, an dem internationale Atom-Experten aus der ganzen Welt mitgeschrieben haben, ist eindeutig: Die Materialfehler stellten die Reaktorsicherheit nicht in inakzeptabler Weise in Frage. Sagt auch die Sprecherin der Atomaufsichtsbehörde FANK, Nele Scheerlink, im BRF-Interview.
Zwei Jahre lang hätte Electrabel sämtliche Stahlproben testen lassen. Die FANK habe alle Ergebnisse kritisch überprüft – eigene Experten, aber internationale Fachleute unter anderem in den USA hätten sich umfassend mit der Materie beschäftigt. Bis auf einen Experten hätte niemand Bedenken geäußert, sagt FANK-Direktor Jan Beens.
Nur in einem Punkt habe der Experte Zweifel geäußert – ohne dafür aber eine nachvollziehbare Grundlage zu haben. Die anderen acht Fachleute hingegen meinen: Der Einfluss sei so gering, dass er keinen Einfluss auf das globale Ergebnis habe. Sprich auf die Sicherheit der Anlagen.
Rückblick: Im Sommer 2012 waren durch ein neuartiges Messverfahren kleine Risse im Stahlkessel der Reaktordruckbehälter von Doel 3 und Tihange 2 festgestellt worden. Inzwischen steht aber fest: Es sind keine Risse, sondern Materialfehler. Genauer gesagt Wasserstoff-Bläschen, die schon beim Gussvorgang des niederländischen Herstellers in den 1970er-Jahre in den Stahl eingeschlossen worden waren.
Neue Zweifel waren im vergangenen Jahr aufgetaucht, weil Bestrahlungs-Proben im Forschungszentrum von Mol gezeigt hatten, dass das fehlerhafte Material schneller verschleißt als erwartet. Allerdings sei bei der genaueren Analyse jetzt herausgekommen, dass die Abweichung nicht den Materialfehlern liegt, sondern an der getesteten Stahlprobe, sagt FANK-Direktor Beens im BRF-Interview.
Betreiber Electrabel rechnet damit, dass die beiden Meiler um den 15. Dezember wieder hochgefahren werden können. Für das kommende Jahr hat die Atomaufsicht FANK eine umfassende Überprüfung angeordnet. 2022 beziehungsweise 2023 – wenn beide Reaktoren 40 Jahre alt sind – müssen sie per Gesetz vom Netz. Dann sollte der Spuck um Doel 3 und Tihange 2 endgültig vorbei sein.
Wegen der erhöhten Terrorgefahr werden die zwei Atomkraftwerke in Belgien seit Dienstagmorgen zudem stärker bewacht.
belga/cd - Bild: Dirk Waem (belga)
Eine neue Zulassungsvariante: jetzt wird also nicht mehr nach Sicherheitsstandard zugelassen, nein, wir orientieren uns an den Angaben der Betreiber (wenn wir das Zulassungsprozedere bei VW und anderen Produzenten so handhaben, warum nicht auch bei Electrabel).