Es passiert wohl eher selten, dass man von einem Walfisch von der Seite angequatscht wird. Schon gar nicht von einem, der an ein riesiges Plüschtier erinnert. Aber Walter der Wal, beziehungsweise auf Französisch Bernard la baleine, ist natürlich kein echter Blauwal. Es handelt sich um ein Modell der Umweltschutzorganisation Greenpeace.
Im Sommer hat Walter der Wal schon an der belgischen Küste Station gemacht, nun überwintert er, passenderweise, in der "Gare Maritime" in Brüssel. Auch hier nehmen Menschen begeistert Selfies mit ihm und nutzen ihn Kinder als Kletterobjekt. Aber das ist natürlich nicht der eigentliche Zweck des Modells. Es geht Greenpeace darum, den Menschen den Ozean und seine Bewohner näherzubringen, oder eher die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind. Walter bringt es auf den Punkt: Menschen seien für alle Probleme der Wale verantwortlich. Angefangen bei der Walfischjagd über die Verschmutzung und die Überfischung der Ozeane bis hin zu Zusammenstößen mit Schiffen und vor allem auch für den immer allgegenwärtigeren Krach unter Wasser. Ein schreckliches Getöse aus Kettensägen, Presslufthämmern und Sirenen, die im Kopf und in den Ohren weh täten und einen das eigene Wort nicht mehr verstehen ließen - so müsse man sich das unter Wasser heutzutage vorstellen.
Manche Menschen wollten das sogar noch schlimmer machen: Nämlich durch Tiefseebergbau. Der technische Fortschritt und die zunehmenden globalen geopolitischen Spannungen führen dazu, dass der Kampf um seltene Rohstoffe immer erbitterter wird und dass fieberhaft nach Quellen für solche Rohstoffe gesucht wird - nicht nur auf dem Land, sondern eben auch unter Wasser. Dabei kämen Maschinen zum Einsatz, die noch viel größer seien als ein Blauwal, erklärt Walter, und die rund um die Uhr gnadenlos Höllenlärm machen würden. Eine besondere Qual gerade für Walfische, die bekanntermaßen auf ihr Gehör angewiesen sind zur Kommunikation untereinander, zur Navigation und auch zur Nahrungssuche. Aber auch andere Meeresbewohner sind natürlich betroffen.
Die Menschen hätten einfach keine Ahnung, welche Folgen Tiefseebergbau noch haben könne. Deswegen ruft Greenpeace dazu auf, Druck auf die politisch Verantwortlichen in Belgien auszuüben. Weil einerseits fördert der Staat Firmen, die den Tiefseebergbau vorantreiben, zum Beispiel im Pazifik. Andererseits hat sich Belgien verpflichtet, mehr für den Schutz der Weltmeere zu tun. Eine schizophrene Haltung, findet Greenpeace. Deshalb will die Umweltschutzorganisation, dass Belgien sich für ein Moratorium für Tiefseebergbau stark macht und aufhört, diese Industrie zu unterstützen. Walter der Wal soll dabei helfen, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und die Kampagne sichtbarer zu machen.
Wer Walter den Wal selbst sehen will, findet ihn bis Mitte Februar auf dem Tour-et-Taxis-Gelände in Brüssel, in der "Gare Maritime". Mehr Informationen über die Kampagne und Petition von Greenpeace findet ihr auf der Webseite der Umweltschutzorganisation.
Boris Schmidt

