"Letzte Nacht sind wieder Drohnen über der Kaserne von Marche-en-Famenne gesichtet worden". Zunächst einmal bestätigte Verteidigungsminister Theo Francken damit in der RTBF die heutige Aufmachergeschichte der Zeitung Het Laatste Nieuws, die über den Vorfall berichtet hatte. Mit dem Wörtchen "wieder" deutet der N-VA-Politiker aber an, dass das zudem nicht das erste Mal war. Am vergangenen Samstag wurden demnach schon einmal verdächtige Fluggeräte über der Kaserne in der Provinz Luxemburg registriert.
"Vier oder fünf" seien es gewesen. "Und das waren keine Witzbolde", sagte Francken. "Gesteuert wurden die Drohnen eindeutig von Profis, die offensichtlich das Lager ausspioniert haben. Immerhin ist Marche-en-Famenne der wichtigste Standort der Landstreitkräfte." Die Drohnen hätten jedenfalls nicht mal einfach so ziellos über dem Stützpunkt gekreist, sondern hätten systematisch strategisch wichtige Orte angesteuert.
Also zwei Drohnenvorfälle in Marche-en-Famenne: einer am Samstag und einer dann in der Nacht zum Mittwoch. Man könne davon ausgehen, dass es sich beide Male um dieselben Fluggeräte gehandelt hat, sagt Francken. Vor knapp vier Wochen hatten wir schon einen ähnlichen Vorfall in Elsenborn. Und all das zeige auch einmal mehr die Notwendigkeit, jetzt schnellstens Abwehrmaßnahmen anzuschaffen.
Er denke da sowohl an Geräte, die eine möglichst frühe Ortung der Drohnen erlaubten, als auch an Vorrichtungen, um sie zu neutralisieren. Er werde dem Ministerrat schon in der kommenden Woche einen entsprechenden Beschluss zur Verabschiedung vorlegen. Hier sei Eile geboten, denn die Bedrohung sei akut.
Was Francken so nervös macht, dass ist nicht nur die Tatsache, dass Militäreinrichtungen offensichtlich ausspioniert werden. Denkbar sei, dass sich die Eindringlinge beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr darauf beschränken, sondern zu Aktionen anderer Art übergingen, etwa zu Sabotageakten. Schon nach dem Zwischenfall über dem Lager Elsenborn habe Generalstabschef Frederik Vansina jedenfalls schon die Order ausgegeben, ab jetzt ein besonderes Augenmerk auf verdächtige Fluggeräte zu legen.
Die Vorfälle in Marche-en-Famenne werden jetzt untersucht. Nicht nur die zuständigen Polizeidienste ermitteln, sondern sogar der Militärgeheimdienst.
Laut Verteidigungsminister Theo Francken führt die Spur nach Russland, er will diesen Verdacht aber nicht weiter begründen. Aber das passe in jedem Fall ganz klar in die Strategie der hybriden Kriegsführung des Kremls: "Man versucht, Europa zu destabilisieren, den Menschen Angst einzujagen, sie in Panik zu versetzen. Und damit verbunden eben auch Spionage, nicht nur von Militäranlagen, sondern auch von kritischer ziviler Infrastruktur", sagte Francken in der VRT.
Die Drohnen an sich kommen natürlich nicht direkt aus Russland, sie werden von hier aus gesteuert. Von wo genau? Fragezeichen. Das habe man noch nicht ermitteln können, sagt Francken. Man könne aber davon ausgehen, dass sich der oder die Piloten einige Dutzend Kilometer entfernt befinden dürften.
"Wir stehen hier auf jeden Fall vor einer neuen Herausforderung in der Verteidigungspolitik", sagte Francken. Und das mache ihn schon sehr besorgt.
vrt/jp