Wer kennt es nicht: Am Morgen oder auch noch am frühen Nachmittag ist der Strand noch relativ sauber und gepflegt. Am Abend aber bietet sich leider viel zu oft ein ganz anderes Bild: Wenn die Menschenmassen abgezogen sind, bleiben Chipstüten und andere Verpackungen zurück, genauso wie natürlich jede Menge leere Dosen, Flaschen und Getränkekartons in allen Farben, Formen und Größen. Und richtig eklig wird es, wenn gewisse Mitmenschen auch noch organische Lebensmittelreste und Zigarettenstummel im Sand verbuddeln. Da fühlt man sich dann mancherorts eher wie auf einer wilden Müllkippe als an einem Strand, an dem man sich erfrischen und Zeit verbringen will.
Dieses Problem ist natürlich auch den örtlichen Gemeinden und Müllentsorgungsunternehmen bewusst. Schließlich sind sie es ja, die sich um die Hinterlassenschaften der Besucherscharen kümmern müssen. Es überrascht also auch nicht, dass sie ständig überlegen, wie sich dieses Problem vielleicht besser in den Griff bekommen lassen könnte.
Man sensibilisiere und kommuniziere schon lange über das Problem Müll am Strand, unterstreicht Jan Verheyen von der flämischen Abfallagentur Ovam gegenüber der VRT. Aber das sei natürlich nicht das Einzige, was man tue: Es werde auch durchgegriffen gegen Menschen, die ihren Müll am Strand zurückließen. Dafür stehe ein Team aus 20 bis 30 Mitarbeitern zur Verfügung. Neu sei aber, dass man nun beides miteinander kombinieren werde. Denn Sensibilisieren und Kommunizieren sei eine aufwändige Langzeitstrategie, die unmittelbar nur eine begrenzte Wirkung habe. Gleichzeitig wisse man, dass nur Kontrollen und Strafen ebenfalls nur begrenzt effektiv seien. Sie senkten das Müllaufkommen um etwa zehn Prozent.
Ein früheres Pilotprojekt in großen Städten habe aber gezeigt, dass eine Kombination beider Herangehensweisen viel mehr bringe. Dabei habe man nämlich einen Rückgang des zurückgelassenen Mülls um 44 Prozent beobachten können. Ein Erfolg, den man nun gerne auch an der Küste wiederholen wolle.
Konkret bedeutet das seit Anfang Juli Informationsstände an den besonders beliebten Stränden von Blankenberge und Ostende. Dort werde den Menschen noch einmal erklärt, warum es einfach nicht gehe, Müll am Strand zurückzulassen. Aber man arbeite auch proaktiv daran, das Entstehen des Problems von vornherein zu verhindern: Wer keine Mülltüten dabei habe, könne an diesen Info-Ständen welche bekommen, erklärt Verheyen. Und für Raucher gebe es sogar Taschenaschenbecher, damit die Kippen eben nicht im Sand endeten.
Frei nach dem Motto "Zuckerbrot und Peitsche" würden die Strandbesucher aber auch über mögliche Konsequenzen bei Zuwiderhandlung gewarnt: Man informiere die Menschen nämlich auch, dass anonyme Mitarbeiter am Strand unterwegs seien, um über die Einhaltung der Regeln zu wachen. Und dass Müll zurücklassen zu einer Geldstrafe führen könne.
Verheyen räumt auch ein, dass es natürlich Mülleimer beziehungsweise Müllcontainer in Strandnähe geben müsse, damit die Besucher den eingesammelten Müll auch entsorgen könnten. Und dass diese auch regelmäßig geleert werden müssten. Das eigentliche Ziel sei aber sowieso explizit nicht die Entsorgung am Strand selbst: Die Menschen sollten ihren Müll mit nach Hause nehmen und dort entsorgen.
Und der Ovam-Sprecher hat noch einen Tipp für Menschen, die in den nächsten Tagen an die Küste fahren: Die Undercover-Müll-Kontrolleure sind trotz Pilotprojekt nicht nur an den Stränden von Blankenberge und Ostende unterwegs, sondern an der ganzen belgischen Küste. In dem Sinne: Auch im Interesse des eigenen Geldbeutels bitte einfach nicht asozial sein und den Müll brav einpacken und ordnungsgemäß entsorgen.
Boris Schmidt