Sowohl Premierminister Bart De Wever als auch Außenminister Maxime Prévot haben die Vermeidung eines offenen Handelskonflikts zwar begrüßt. Sie unterstreichen jedoch auch, dass die Einigung kein Grund zum Feiern sei. Die neuen US-Einfuhrzölle auf europäische Produkte erhöhten den Druck auf die europäische und insbesondere auf die exportorientierte belgische Wirtschaft nur noch weiter. Laut Flanderns Ministerpräsident Matthias Diependaele könnten die Zölle allein seine Region fast viereinhalb Milliarden Euro kosten.
Aus den Reihen der linken Opposition kommt derweil scharfe Kritik am EU-Deal mit Trump. Peter Mertens von der linksextremen PTB spricht in diesem Zusammenhang von Abzocke durch die Amerikaner, PS-Chef Paul Magnette beklagt eine nie dagewesene Kapitulation und Schande für Europa. Selbst die frankophonen Liberalen MR, ihres Zeichens Regierungspartei, kritisieren das Verhandlungsergebnis als schlecht. Das spiegele aber einfach die Schwäche Europas wider, so MR-Chef Georges-Louis Bouchez. Die Schuld daran trügen die Linken und Grünen, so Bouchez sinngemäß weiter.
Aus der belgischen Wirtschaft kommen derweil ähnliche Töne wie aus der Regierung. Es sei zwar gut, dass das Schlimmste verhindert worden sei. Aber das ändere nichts daran, dass die europäische Wirtschaft dadurch noch stärker unter Druck geraten werde, so der Tenor hier. Ein Handelskrieg sei verhindert worden, sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbands FEB, Pieter Timermans. Nach Monaten der Unsicherheit werde den Unternehmen wieder Luft verschafft.
Der Geschäftsführer des Verbands der Technologiebetriebe, Agoria, Bart Steukers, reagiert erleichtert, dass der Zollstreit nicht weiter eskaliert. Der Deal werde für einige Stabilität sorgen - nicht nur bei europäischen, sondern auch bei amerikanischen Unternehmen. Jetzt könne weitergearbeitet werden.
US-Präsident Trump und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hatten Sonntagabend eine Grundsatzvereinbarung im Zollstreit verkündet. Demnach erheben die USA eine Abgabe von 15 Prozent für Warenimporte aus der EU - dazu zählen auch Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte. Die 50-Prozent-Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU bleiben vorerst bestehen.
Letzte Woche hatte sich Trump auch mit Japan auf Zölle in der Höhe von 15 Prozent geeinigt. Montag und Dienstag finden Verhandlungen mit China statt.
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