Moderne Afrikanische Musik im Afrikamuseum in Tervuren – nichts Natürlicher als das, könnte man denken. Doch irgendwie war der Kontrast bemerkenswert zwischen der modern-nüchternen Strenge des Eingangsbereichs des Museums, und der bunten und mit viel Humor durchzogenen Veranstaltung Dipanda 65, die sich am vergangenen Samstagnachmittag dort breit machte.
Was es mit dem Namen auf sich hat, erklärt Organisatorin Isabelle Mbuyi: "Dipanda – das steht für Indépendance – Unabhängigkeit. Daraus habe ich das Wort Dipanda geformt. Und die 65 bedeutet, dass wir jetzt am 30. Juni 65 Jahre Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Kongo feiern."
Eine Feier zur Unabhängigkeit des Kongos: Da denkt man schnell an einen Blick zurück in die Geschichte. Auf das, was damals vor rund 65 Jahren im Kongo geschehen ist. Auf den Mord am ersten Regierungschef des Kongos, Patrice Lumumba, der am 2. Juli vor 100 Jahren geboren wurde, oder auch auf die großen Probleme, mit dem das Land zurzeit zu kämpfen hat oder erneute Forderungen nach Wiedergutmachung durch den belgischen Staat.

Doch von all dem nichts an diesem Nachmittag. Und das ganz bewusst. "Das Ziel für mich war es, junge Menschen zu motivieren und zu inspirieren", sagt Organisatorin Isabelle Mbuyi. "Wenn wir normalerweise über die Unabhängigkeit reden, sprechen wir in der Regel immer über das Politische. Über Helden aus der Politik. Mein Anliegen war es zu zeigen, dass es Helden auch im Schatten gibt."
Vier von diesen Helden im Schatten der Politik waren an dem Nachmittag nach Tervuren gekommen. Vier Kongolesen mit vier unterschiedlichen Erfolgsgeschichten. Allen voran der ehemalige Basketballspieler Didier Mbenga, der als Jugendlicher aus Kinshasa nach Belgien geflohen war, von da aus wenige Jahre später den Sprung in die amerikanischen Profiliga NBA schaffte und mit den berühmten Los Angeles Lakers sogar zweimal den Titel dort gewinnen konnte.
Jeny Bonsenge aus Molenbeek, die es als Tänzerin zu weltweitem Ruhm gebracht hat. Die in Brüssel aufgewachsene Fußballerin Francesca Lueya, die als erste Spielerin mit zwei Nationalitäten – der belgischen und kongolesischen – vor eineinhalb Jahren in die Frauen-Fußballnationalmannschaft des Kongos integriert wurde. Und Professor Cédric Oveneke, der als IT-Spezialist zurzeit dabei mithilft, Künstliche Intelligenz im Kongo nutzbar zu machen.
Private Erfolgsgeschichten also, die Aufmunterung für junge Kongolesen sein sollten.
Ergänzt wurde das durch zwei Vorträge. Dabei ging es zum einen über die Rumba – eine Musik mit zugehörigem Tanz, die ihren Ursprung im Kongo hat und dort bis heute überaus populär ist.
Zum anderen stellte Professor Dries Vanysacker von der Universität Löwen die Verbindung zwischen der Unabhängigkeit des Kongos und dem Sport her. Was als Thema gar nicht so abwegig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. "Das Zivilisieren das Kongolesen", erklärte Vanysacker, "hat dazu beigetragen, dass die Kongolesen sich emanzipieren, und das eben auch im Sport. Und es ist letztlich unter anderem über den Sport, dass sich die Kongolesen zu einer nationalen Einheit zusammengefunden haben, die dann gegen die Kolonisatoren aufbegehren konnte."
Der Sport würde zudem auch heute noch einen verbindenden, positiven Einfluss auf die Menschen im Kongo ausüben. Weshalb Vanysacker Sport als Thema für eine Unabhängigkeitsfeier als eine Wahl bezeichnet, die die Wirklichkeit gut darstelle: "Wenn man Menschen durch Sport diszipliniert und zusammenbringt, dann kann man auch so etwas wie Freiheit schaffen und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Das ist sowohl mit Sport, aber auch mit der Musik, der Rumba, möglich."
Dipanda 65 war eine aus belgischer Perspektive vielleicht eher ungewöhnliche Unabhängigkeitsfeier, aber eine, die positive Stimmung verbreitete. Und die nach den Vorträgen, den persönlichen Erfolgsstorys und kongolesischen Snacks mit einem Konzert endete. Mit einem Rumba-Konzert – natürlich.
Kay Wagner