Der Fall sorgt sogar international für dicke Schlagzeilen. Beim Gerichtstermin am Mittwoch in Nairobi waren Journalisten aus der ganzen Welt als Beobachter anwesend: Al Jazeera, und dann auch französische, deutsche und schweizerische Medien waren vertreten, sogar eine taiwanesische Zeitung hat über den Fall berichtet.
Vor allem aber sorgt die Geschichte in Belgien für Gesprächsstoff, denn im Mittelpunkt stehen zwei flämische Teenager. Die beiden 18-Jährigen werden des Wildtierschmuggels beschuldigt. "Hier waren vor allem Zufall und Dummheit im Spiel", sagte einer der jungen Belgier vor Gericht. "Wir hatten nicht die Absicht, gegen ein Gesetz zu verstoßen."
Was den Fall so besonders macht: Es war eine durchaus kuriose Ware, die bei den beiden jungen Männern sichergestellt wurde. Die Polizei hatte ihr Zimmer in einer Herberge durchsucht. Im Gepäck der Teenager fanden sie dabei nicht etwa Elfenbein oder die Schnurrhaare von Großkatzen, auch keine Krokodileier oder lebende exotische Wildtiere - nichts, was man reflexartig mit dem leidigen Thema Wildtierschmuggel verbindet.
Vielmehr wurden bei den beiden Belgiern afrikanische Ameisen sichergestellt: 5.000 Ameisen, abgepackt in kleinen Plastikröhrchen, die mit Watte ausstaffiert waren. So untergebracht können die Insekten anscheinend einige Wochen überleben.
Wie ein "Zufall" sieht das jedenfalls nicht aus. Die beiden landeten in U-Haft. Mittwoch mussten sie zum zweiten Mal vor einem Gericht in Nairobi Rede und Antwort stehen. Dabei legten sie nur ein Teilgeständnis ab, sagte auch in der VRT die Journalistin Nette Loots, die das Verfahren unter anderem für die Zeitung Het Nieuwsblad beobachtet. Die beiden bekannten sich schuldig des Besitzes der Ameisen, gaben aber an, nicht die Absicht gehabt zu haben, die Insekten außer Landes zu bringen.
David L. und Seppe L. aus Mol in der Provinz Antwerpen waren im März mit einem Touristenvisum in Kenia eingereist. Festgenommen wurden sie am 5. April. Seither sitzen sie in Untersuchungshaft.
Die beiden flämischen Teenager müssen sich nicht alleine vor dem Gericht verantworten. Neben ihnen auf der Anklagebank sitzen auch noch ein junger Vietnamese und ein Mann aus Kenia. Bei beiden waren ebenfalls Ameisen sichergestellt worden. Ob die beiden Fälle zusammenhängen, ist derzeit noch unklar.
Warum Ameisen?
Anscheinend ist es so, dass auch exotische Insekten als "Haustiere" immer beliebter werden. Im vorliegenden Fall handelte es sich größtenteils um Giant African Harvester Ants, große Ernteameisen, die besonders beeindruckend sind. Genau gesagt befanden sich Königinnen in den "Reise-Reagenzgläsern".
Der Käufer kann damit eine kleine Kolonie in seinem Terrarium züchten. Die Nachfrage ist offensichtlich größer, als man denkt. Liebhaber legen in Europa bis zu 200 Euro für eine große Ernteameise auf den Tisch. Die 5.000 Königinnen, die die beiden jungen Männer buchstäblich im Gepäck hatten, hätten ihnen eine stolze Summe eingebracht.
Aber sie bleiben dabei, dass sie die Ameisen nicht aus Kenia herausschmuggeln wollten. Ihre Anwältin habe erklärt, dass es sich hier eher um ein aus dem Ruder gelaufenes Hobby gehandelt habe, da einer der beiden eine Faszination für Ameisen hege, sagte die Zeitungskorrespondentin Nette Loots in der VRT.
Das Gericht hat sich Mittwoch erneut vertagt. Nächster Termin ist am 7. Mai. Dann soll auch das Urteil fallen. Den beiden Teenagern aus Flandern droht jeweils eine Geldstrafe von bis zu 135.000 Euro, eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren oder eine Kombination aus beiden. Die Behörden in Kenia wollen womöglich ein Exempel statuieren gegen diese doch neue Form des Wildtierschmuggels.
Roger Pint