Die Beziehungen zwischen den USA und der Wallonie sind seit jeher sehr eng - und sehr alt. Die Wallonie brüstet sich damit, dass die heutige US-Weltmetropole New York 1624 von wallonischen Auswanderern gegründet worden sei. Die Information findet man sogar auf den Internetseiten der wallonischen Export-Agentur Awex (awex.be/ und awex-export.be/fr/accueil. Deren Leiterin, Pascale Delcomminette, war Dienstagvormittag zu Gast im Radio der RTBF.
Dort sollte sie erklären, was die angekündigten Einfuhrzölle in den USA für Unternehmen in der Wallonie bedeuten werden. Für immerhin knapp sieben Milliarden Euro haben wallonische Unternehmen im vergangenen Jahr Güter in die USA exportiert - ein neuer Rekord. "Die USA sind unser drittwichtigster Kunde. Dorthin gehen rund zwölf Prozent unserer Exporte. Die Zölle können also durchaus bedeutende Auswirkungen haben."
Dramatisch klingt das nicht unbedingt. Das hat einen Grund. "77 Prozent der wallonischen Exportgüter kommen aus der Pharmaindustrie. Impfstoffe und Arzneimittel zum Beispiel. Diese Produkte sind generell eher wenig von Zöllen betroffen. Bislang zumindest sollen sie auch von den angekündigten Maßnahmen ausgeschlossen bleiben. 77 Prozent unserer Exportgüter wären aktuell also nicht von den Zollmaßnahmen betroffen“, sagte die Awex-Chefin direkt im Anschluss.
Bleiben 23 Prozent der wallonischen Exporte, die wahrscheinlich unter den US-Zöllen leiden werden. Von den Sektoren, die das besonders hart treffen könnte, hob Pascale Delcomminette den Sektor der Nahrungsmittel und der landwirtschaftlichen Produkte hervor. Aus diesem Sektor kämen zwar nur 2,5 Prozent der Exporte in die USA. Aber der Sektor habe schon unter den vergangenen Krisen sehr gelitten, unter Covid und den Folgen des Kriegs in der Ukraine mit den hohen Kosten für Energie und Grundstoffen.
Kontakte zu Unternehmen in den USA intensivieren
Bei den möglichen Hilfen, die diese Unternehmen bekommen könnten, bleibt die Awex-Chefin bei den Möglichkeiten, die ihre eigene Agentur anbieten kann. Finanzielle Direkthilfen sind das nicht. Vielmehr der Ratschlag, Kontakte zu Unternehmen in den USA zu intensivieren, vielleicht dort sogar eigene Filialen zu eröffnen. "Wir wollen versuchen, dass die Unternehmen ein gutes Gleichgewicht finden, um auf dem amerikanischen Markt präsent zu sein und dort ihre Produkte direkt anbieten zu können, sodass die Einfuhrzölle für sie keine Rolle mehr spielen - ohne aber dafür ihre Standorte in der Heimat aufzugeben."
Keine Lösung sei es, den US-Markt wegen der neuen Zölle ganz fallen zu lassen. Dafür sei die Partnerschaft mit den USA einfach viel zu bedeutend. - das nicht nur aus historischer Verbundenheit mit der Stadt New York, sondern auch mit Blick auf die Zukunft der Unternehmen in der Wallonie.
Kay Wagner