Nachdem er im vergangenen Jahr wegen mangelnden Interesses der Hersteller nicht stattfinden konnte und böse Zungen sogar das Ende dieser Art von Verbrauchermesse voraussehen wollten, meldet sich der Autosalon dieses Jahr mit einem Rekord zurück: 63 Automarken sind diesmal vertreten - so viele, wie noch nie.
Kein Volvo, kein Mercedes und vor allem keine Autos der Volkswagengruppe: Die Absagen für den Autosalon 2024 waren einfach zu prominent, als dass der belgische Automobilverband Febiac das Hochfest der Autoliebhaber im vergangenen Januar hätte ausführen wollen.
Doch jetzt sind sie - bis auf Volvo - wieder alle mit dabei. "Wir dachten letztes Jahr, dass wir nicht in der Lage sind, wieder an einem Salon teilzunehmen, weil die Nachfrage nach neuen Autos nicht so groß war. Dieses Jahr hat sich das geändert. Der Privatkunde ist zurück, das lesen wir aus unseren Verkaufszahlen, und wir spüren wieder ein großes Interesse von Privatkunden", fasst Volkswagengruppe-Sprecher Jean-Marc Ponteville die Beweggründe für eine erneute Teilnahme zusammen.
Und besonders für Privatkunden ist der Salon in Brüssel interessant. Die berühmten Salon-Angebote sollen den Autokauf dann noch attraktiver als sonst machen. Und vor allem bietet der Salon die Möglichkeit zu vergleichen. Was hat der eine Hersteller, was bietet der andere? In welche Richtung entwickelt sich die Zukunft bei der Marke A, auf was setzt die Marke B?
Gerade bei den Antriebsarten zeigt sich dieses Jahr auf dem Salon wieder eine Vielfalt, die man vor wenigen Jahren sicher kaum noch für möglich gehalten hätte: Denn Autos mit Verbrennungsmotoren sind vielleicht nicht unbedingt wieder im Kommen, werden aber zumindest von den europäischen Herstellern durchaus wieder ohne Scham präsentiert.
"Der Markt für E-Autos ist in Belgien sehr groß. Aber klar: Der Privatkunde ist noch weiter interessiert an Verbrennungsmotoren. Und das haben wir auch. Wir haben eine sehr große Auswahl an verschiedenen Modellen. Und ich denke, dass jeder da für sich etwas passendes finden kann“, erklärt VW-Sprecher Ponteville.
Noch deutlicher hört sich das Bekennen zum Verbrennungsmotor beim belgischen Marktführer BMW an. "Wir haben bei BMW vor allem Benzin- und Hybridautos. Und wir haben einen gesonderten Bereich, in dem unsere Elektrofahrzeuge stehen", sagt Sprecher Jeroen Lissens. "Bei BMW nennen wir das Technologieoffenheit, in dem Sinne, dass wir alle Antriebsarten zur Verfügung stellen und der Kunde selbst entscheiden kann.“
Die Renault-Gruppe hat Verbrennungsmotor und E-Antrieb weitgehend auf die Marken des Hauses aufgeteilt: Bei Renault selbst setzen die Franzosen auf den E-Antrieb. In ihrer so genannten Retro-Reihe war im vergangenen Jahr der R5 mit E-Antrieb neu auf dem Markt, auf dem Salon wird der R4 als E-Variante neu aufgelegt und ein Prototyp des E-Twingo steht ebenfalls da - schon mal als Vorbote für die Zukunft.
Bei Renaults Billigmarke Dacia dagegen gibt es bislang nur ein richtiges E-Auto. "Die Erwartungen der Kunden von Dacia sind eher gerichtet auf den Verbrennungsmotor und auf Hybrid-Fahrzeuge", weiß Sprecherin Régine Bartholomé.
Erstmals massiv auf dem Salon sind Hersteller aus China vertreten. Sie alle präsentieren ausschließlich E-Autos. XPeng ist eine dieser neuen Marken.
„Unser Ziel ist es, unseren Kunden sehr luxuriöse Autos mit der absolut neusten Technik anzubieten und die schon ab 40.000 Euro zu haben sind. Das Segment ist sehr populär bei den Firmenwagen. Und genau da wollen wir auch unsere Autos so gut wie möglich platzieren“, erklärt Verkaufsmanager Maxence Van Goethem.
Das kleine, preiswerte E-Auto aus China, das dort schon tausendfach herumfährt und auch von XPeng in China verkauft wird, findet anscheinend noch nicht den Weg nach Europa. Hier fangen Hersteller wie VW mittlerweile an, selbst diese Marktlücke von kleinen, preiswerteren E-Autos so um die 20.000 Euro herum zu füllen.
"Dieses kleine elektrische Auto kommt Ende dieses Jahres", berichtet VW-Sprecher Ponteville. "Das ist dann der ID2. Danach kommt wahrscheinlich noch ein kleineres Modell. Der Markt entwickelt sich, ehrlich gesagt, ein bisschen langsamer als geplant. Aber die Modelle kommen auf jeden Fall."
Mit Luxusautos, BMX-Show, Gaming-Bereich, einer Kinder-Rallye und zahlreichen weiteren Info-Ständen rund um das Auto wartet der Salon dieses Jahr ebenfalls wieder auf. Und am Freitag war sogar ein Weltmeister zu Gast: Thierry Neuville beantwortete am Stand von Hyundai Fragen von verschiedenen Journalisten.
"Wir sind immer nur zum Pressetag hier, weil wir an den anderen Tagen bei den Tests für die Rallye Monte Carlo sind, wo es dann morgen auch wieder weitergeht", erklärt Neuville. "Nach dem Titel gab es einen großen Andrang. Ganz Belgien hat hinter uns gestanden und mit uns gefeiert. Das war schön zu sehen und das kann man jetzt auch noch merken.“
Kay Wagner