Die Eltern von Julie Van Espen, die im Mai 2019 vergewaltigt und ermordet wurde, verzichten auf eine Schadenersatzklage.
Es sei ihnen nie um eine Entschädigung, sondern um das Prinzip gegangen, betonte ihr Vater Erik, der zudem eine Entschuldigung vom Staat forderte.
Nicht nur die Bürger, sondern auch der Staat müsse sich trauen, in den Spiegel zu schauen, wenn er Fehler gemacht habe. Und er müsse wagen, dies zuzugeben. Das Urteil sei nicht nur für die Familie wichtig, sondern auch zukunftsweisend für viele andere Menschen, sagte Erik Van Espen.
Der belgische Staat ist für die Vergewaltigung und den Mord an Julie Van Espen mitverantwortlich. Zu diesem Schluss kam am Donnerstag das Gericht Erster Instanz in Brüssel. Am 4. Mai 2019 war die damals 23-jährige Julie Van Espen am Albertkanal vor Antwerpen vergewaltigt und ermordet worden. Täter war der inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilte Steve Baekelmans.
Dieser war bereits in einem anderen Fall wegen Vergewaltigung verurteilt worden und hätte eigentlich zum Zeitpunkt des Mordes im Gefängnis sitzen müssen. Aber er war auf freiem Fuß, weil er gegen sein Urteil Berufung eingelegt hatte und das Urteil noch nicht rechtskräftig war. Das Berufungsverfahren hatte wegen Personalmangels lange auf sich warten lassen. Vor diesem Hintergrund hatten Julies Eltern den Staat verklagt und ihm Fehler vorgeworfen. Wie das Gericht in seiner Urteilsbegründung erklärt, haben Fehler des Appellationshofs Antwerpen dazu geführt, dass der Berufungsprozess von Steve Baekelmans in die Länge gezogen wurde.
Diese Fehler seien zum Teil der Exekutive zuzuschreiben. Diese habe nicht dafür gesorgt, dass der Appellationshof in Antwerpen ausreichend Personal erhalten habe. Dadurch sei der Familie Van Espen endgültig die Möglichkeit genommen worden, den Verlust ihrer Tochter und ihrer Schwester zu verhindern.
belga/vrt/cd/moko