Für die Mitarbeiter von Audi-Brüssel ist es wohl das Schlimmste, was ihnen passieren konnte: Das Werk schließt früher als zuvor monatelang versprochen, einen Sozialplan gibt es nicht. Anfang März drohen sie, einfach auf der Straße zu stehen.
Schon die Nachricht am frühen Donnerstagmorgen war eine Hiobsbotschaft gewesen. Da hatte die Unternehmensleitung die insgesamt sechste Verhandlungsrunde über einen Sozialplan abgebrochen und den Sozialdialog einseitig für beendet erklärt.
Trotzdem, so die Botschaft, wolle man die Mitarbeiter nicht im Regen stehen lassen. Jedem einzelnen Mitarbeiter solle jetzt direkt ein Angebot zur Abfindung vorgelegt werden - ohne Umweg über die Gewerkschaften. Die globale Abfindungssumme sei dabei doppelt so hoch wie die gesetzlich vorgeschriebene Summe, teilte die Unternehmensleitung in den frühen Morgenstunden mit.
Die Gewerkschaften reagierten erbost auf diese Wendung. So ein Verhalten sei unerhört. Genauso reagierte noch am Donnerstagnachmittag der föderale Arbeitsminister Pierre-Yves Dermagne in der Kammer. Er forderte die Sozialpartner auf, die Gespräche wieder aufzunehmen.
Nur Minuten später meldete die Nachrichtenagentur Belga, dass Audi die Konsultations- und Gesprächsphase im Rahmen der Renault-Prozedur einseitig beendet habe.
Kay Wagner