Die flämischen Sozialisten von Vooruit waren der natürliche Verhandlungspartner für De Wever gewesen, die Partei hatte bei den Wahlen Sitze gewonnen und hätte 13 Abgeordnete mit in die Regierung gebracht, die damit eine breite Mehrheit von 81 Stimmen im Parlament gehabt hätte.
Die Open VLD dagegen zählt zu den Verlierern der Wahl - mit den flämischen Liberalen käme eine Mitte-Rechts-Koalition aus Christdemokraten (CD&V, Les Engagés), Liberalen (MR, Open VLD) und der N-VA außerdem nur auf eine Mehrheit von gerade mal einem Sitz.
"Zu wenig", sagt dazu der CD&V-Vorsitzende Sammy Mahdi, dessen Partei ebenfalls am Verhandlungstisch sitzt. "Man braucht eine breite Mehrheit im Parlament, wenn man ambitionierte Reformen verwirklichen will."
Anders das Urteil von MR-Chef Georges-Louis Bouchez. Die Aussicht, zusammen mit der flämischen Schwesterpartei zu regieren, wertet er als durchaus realistisch. "Regierungen mit einer Stimme Mehrheit, das hat es bereits gegeben. In einigen Ländern gibt es sogar Regierungen ohne Mehrheit. Deshalb: Ja, das ist möglich."
Vooruit war zu Wochenbeginn aus den Verhandlungen ausgestiegen. König Philippe hatte daraufhin De Wever Zeit bis Dienstag gegeben, um die Koalitionsverhandlungen wieder ans Laufen zu bekommen. Die Open VLD war seitdem immer wieder als möglicher Koalitionspartner genannt worden, obschon die Partei nach den hohen Verlusten bei den Wahlen im Juni eine Regierungsbeteiligung ausgeschlossen hatte.
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