Rund 900 Kilometer legt die Maas zurück von ihrem Ursprung im Nordosten Frankreichs bis sie, nachdem sie Belgien durchquert hat, schließlich in den Niederlanden in die Nordsee mündet. Dabei nimmt sie zahlreiche kleine und auch große Zuflüsse auf – und damit auch viel Dreck. Zum Beispiel Schadstoffe, die Unternehmen mit ihrem Abwasser einleiten. Und das ist ein Problem, warnt RIWA-Maas, der Verband der belgischen und niederländischen Unternehmen, die Trinkwasser aus der Maas gewinnen, auch in ihrem aktuellen Jahresbericht.
In vielen Fällen sei nicht bekannt, wo Schadstoffe in die Maas und ihre Zuflüsse eingeleitet würden, beklagt Maarten van der Ploeg auch gegenüber der VRT. Er ist der Direktor von RIWA-Maas. Die Qualität des Wassers, das aus dem Wasserhahn komme, entspreche allen gesetzlichen Vorgaben, versichert van der Ploeg zwar. Aber die lokalen Trinkwasserunternehmen machten sich Sorgen um die Zukunft.
Trinkwasserquelle für Millionen Menschen
Und hier sollte man sich kurz vor Augen halten, was das bedeutet: Rund sieben Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus der Maas. Unter anderem die Großraumregionen Brüssel, Antwerpen, Rotterdam und Den Haag nutzen die Maas als Wasserquelle. Hinzu kommen Teile von Westflandern, Limburg und Zeeland. Jahr für Jahr werden dem Fluss dafür kaum vorstellbare 500 Milliarden Liter Wasser entnommen. Entsprechend ernst sollte man es also einschätzen, wenn die Rede ist von einer möglichen Bedrohung dieses Wasserreservoirs.
Besonders eine Kategorie von eingeleiteten Substanzen bereitet den Trinkwasserbetrieben Sorgen, wie Direktor van der Ploeg unterstreicht, nämlich nicht oder schwer abbaubare Stoffe, die sich schlecht aus Wasser entfernen ließen bei der Aufbereitung - und die schädlich seien. Was erstmal relativ abstrakt klingt, lässt sich am besten anhand eines konkreten Stoffes aus dieser Kategorie erklären - oder besser gesagt einer ganzen Chemikalien-Familie, deren Name schon länger berüchtigt ist, gerade auch in Belgien: PFAS.
Chemikalien für die Ewigkeit
Substanzen der PFAS-Familie sind nicht umsonst auch als "Forever Chemicals" bekannt, also als "Für-die-Ewigkeit-Chemikalien". Aufgrund seiner Eigenschaften zersetzt sich PFAS in der Natur kaum und reichert sich in Lebewesen an. Außerdem steht PFAS im Verdacht, potenziell ernste Gesundheitsschäden verursachen zu können, gerade in höheren Konzentrationen. Und PFAS ist wie gesagt nur einer der vielen Schadstoffe, die in der Maas landen und damit im Trinkwasser vieler Millionen Menschen.
Für alle Deutlichkeit: Hier geht es nicht um das illegale oder heimliche Einleiten von irgendwelchen Substanzen. Nein, hier geht es um Betriebe, die ihre Abwässer legal und mit Genehmigung in Flüssen wie der Maas entsorgen. Entweder über ihre Abwässer oder durch direktes Einleiten in die Wasserläufe. Das Problem ist nach Ansicht der Trinkwasserunternehmen vor allem, dass ein Großteil dieser Genehmigungen total veraltet ist beziehungsweise das Problem nur unvollständig erfasst. Die Folge sei, dass die Unternehmen vor der Entsorgung ihrer Abwässer nur die Konzentrationen einer sehr begrenzten Anzahl an Stoffen messen müssten, prangert RIWA-Maas an.
Kein Überblick über Schadstoffbelastung
Aktuell habe keine einzige Behörde einen kompletten Überblick, was und wo genau in die Maas eingeleitet werde, führt van der Ploeg aus. Das mache es unmöglich, die Wasserqualität zu überwachen – und auch, sie zu verbessern. Es müsse international und umfassend festgehalten werden, welche Betriebe Genehmigungen zur Einleitung von Abwässern hätten. Aber damit nicht genug: Diese Genehmigungen müssten dann auch angepasst werden, um das Einleiten schädlicher Substanzen in Maas und Co. zu untersagen, fordert der Verbandschef der Trinkwasserunternehmen.
Boris Schmidt