Ursprünglich hatte Engie Belgien für den Rückbau der Reaktoren nach der geplanten Laufzeitverlängerung von zehn Jahren bis zu 600 Millionen Euro zusätzlich in Rechnung stellen wollen. Nach einem Gutachten der sogenannten Kommission für Nuklearrückstellungen (CPN) will sich Engie nun doch mit fast 75 Prozent weniger zufriedengeben, das entspricht einer Summe von 154 Millionen Euro.
Durch das Offenhalten von Doel 4 und Tihange 3 können nicht alle Atomreaktoren des Landes gleichzeitig rückgebaut werden. Das mache die entsprechenden Arbeiten in den Atomzentralen deutlich schwieriger und teurer, hatte Engie argumentiert - und wollte dem belgischen Staat deshalb zwischen 500 und 600 Millionen Euro zusätzlich in Rechnung stellen.
Dieser Betrag war erst kürzlich an die Öffentlichkeit gedrungen, nachdem Engie seinen jüngsten Jahresbericht veröffentlicht hatte. Angesichts der ohnehin prekären Haushaltslage Belgiens hatte diese bisher nicht offen genannte Summe auch umgehend für neue Kontroversen gesorgt um den Deal, den die Regierung De Croo mit Engie geschlossen hatte über die Laufzeitverlängerung.
Als Reaktion ließ die Föderalregierung die Kommission für Nuklearrückstellungen eigene Berechnungen anstellen. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass die Zahlen von Engie viel zu hoch angesetzt waren. Dass Engie das nun akzeptiert, wird von Beobachtern als Zeichen gewertet, dass der Konzern nicht das Risiko eingehen will, nach einem möglichen Rechtsstreit sogar noch weniger zu bekommen.
Boris Schmidt