Der föderale Justizminister Paul Van Tigchelt ist empört über den neuen Skandal bei der belgischen Kirche rund um Sexualstraftäter. Das hat Van Tigchelt in der Fragestunde der Kammer mitgeteilt.
Wie am Mittwoch bekanntgeworden war, stehen mindestens drei Priester, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, auf der Kandidatenliste für den niederländischsprachigen Priesterrat von Erzbischof Luc Terlinden.
Die betreffenden Priester kandidieren allerdings nicht aktiv für den Priesterrat: Alle Priester sind automatisch Kandidaten für den Rat und gleichzeitig auch stimmberechtigt. Das Erzbistum spricht deshalb auch von einem bedauerlichen verwaltungstechnischen Fehler.
Allerdings will es die Kandidatenlisten nicht überarbeiten lassen. Stattdessen würde Kandidaten, denen sexueller Missbrauch zur Last gelegt werde, im Fall einer Wahl die Aufnahme in den Rat verweigert.
Dennoch sorgt der Fall für viel Empörung, auch beim Justizminister. Wieder einmal stoße die Kirche Opfer sexuellen Missbrauchs vor den Kopf, so Van Tigchelt. Und wieder einmal habe die Kirche eine Chance verpasst, um zu zeigen, dass sie endlich aus ihren Fehlern gelernt habe.
Das Justizministerium habe unmittelbar nach Bekanntwerden des Falls Kontakt zur Kirche aufgenommen: Die Priester seien bereits vor Langem von seelsorgerischen Aufgaben entbunden worden. Dadurch sei zumindest sichergestellt, dass sie nicht mehr vom Staat bezahlt würden, so Van Tigchelt weiter.
Boris Schmidt