Der Völkermord in Ruanda hat eine sehr lange und hochkomplexe Vorgeschichte. Aber als Beginn der aktiven Phase des systematischen Genozids gelten der 6. und 7. April 1994. Am Abend des 6. April 1994 sterben unter anderem der ruandische und der burundische Präsident, als ihr Flugzeug beim Landeanflug auf die ruandische Hauptstadt Kigali abgeschossen wird.
Wer die Raketen damals abfeuert, ist bis heute nicht geklärt. Aber der Abschuss ist jedenfalls das unmittelbare Signal für die radikalen Hutu-Kräfte, mit den Massakern zu beginnen. Dass der Genozid von langer Hand geplant war, das wird schon in den ersten Stunden deutlich, denn die radikalen Hutu gehen mit fertig ausgearbeiteten Todeslisten auf die Jagd nach Tutsi und oppositionellen Hutu.
Ganz oben auf der Liste: die ruandische Premierministerin, nach dem Tod des Präsidenten nominell die Nummer zwei im Staat. Gleichzeitig verbreitet die Hutu-Propagandamaschine das Gerücht, dass belgische Truppen das Flugzeug des Präsidenten abgeschossen hätten.
In dieser hochexplosiven und chaotischen Situation bekommen zehn belgische Blauhelme vom Kommandanten der UN-Friedensmission einen brisanten Auftrag: Die Paras des 2. Kommando-Bataillons aus Flawinne sollen die ruandische Premierministerin beschützen. Eine Mission, die Stunden später mit der bestialischen Ermordung nicht nur der Premierministerin und ihres Ehemanns endet, sondern auch mit der der zehn belgischen Soldaten.
Stundenlang hätten die belgischen Paras vergeblich auf Verstärkungen gewartet, erinnerte Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder am Montag in der Gedenkstätte "Camp Kigali" in Anwesenheit von Angehörigen und Politikern. "Camp Kigali" war der Todesort der Soldaten. Einschusslöcher erinnern dort noch heute an ihren verzweifelten letzten Widerstand.
Zweifel, Fehleinschätzungen und überstürzte politische und militärische Entscheidungen hätten ihr Schicksal besiegelt, so Dedonder. Sie seien dem menschlichen Wahnsinn zum Opfer gefallen. So wie auch die hunderttausenden von Ruandern, die ebenfalls von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen worden seien.
Denn die Ermordung der zehn belgischen Blauhelme führt zum panischen Abzug der UN-Truppen, die Hutu-Schlächter haben endgültig freie Bahn. Ein menschliches Drama, das auch von den elf Stelen in der Gedenkstätte symbolisiert wird: Zehn Säulen, eine für jeden einzelnen ermordeten Para, umringen eine kollektive Säule für alle Opfer des Völkermords in Ruanda.
Aber nicht nur belgische Militärs fallen den radikalen Hutu zum Opfer: Insgesamt zwölf belgische Zivilisten kommen während des Genozids ebenfalls ums Leben: zehn werden ermordet, zwei sterben aufgrund unzureichender gesundheitlicher Versorgung. An sie und an acht ebenfalls ermordete ruandische Mitarbeiter der belgischen Botschaft und ihre Familien erinnerte Außenministerin Hadja Lahbib in einer separaten Zeremonie. Eine jährliche Zeremonie, für die nun erstmals auch Angehörige der belgischen zivilen Opfer nach Kigali gereist waren.
Die Außenministerin rief dazu auf, sich nicht nur mit Trauer und Schmerz an die belgischen Opfer zu erinnern, sondern auch mit Entschlossenheit. Dieser Menschen müsse auch als wachsamer Hüter von Recht, Gerechtigkeit und Frieden gedacht werden. Ihr Tod müsse zu ewiger Wachsamkeit ermahnen. Sie müssten daran erinnern, wozu Manipulation und durch Vorurteile und Angst vor anderen befeuerte Grausamkeit führen könnten. Eine Angst, die auch zu Ignoranz führen könne, wie die Außenministerin betonte.
Boris Schmidt
Wenn die Zeremonie so abgelaufen ist, dann ist sie blanker Hohn und beschämend.
Da sind 800.000 Menschen in 100 Tagen von Hand mit Macheten abgeschlachtet worden, und hier wird vor allem einer Handvoll Belgier gedacht und die lokalen Opfer des eigentlichen Völkermordes nicht mit einem Wort erwähnt?
War es nicht schon peinlich genug, die Menschen damals im Stich gelassen zu haben?
Oups ja sorry, eine 11. Stele steht ja auch da für alle anderen Opfer.
Nirgendwo wird erwähnt, daß katholische Geistliche eine wesentliche negative Rolle in diesem Völkermord spielten. Geistliche haben gehetzt und geholfen den Völkermord zu organisieren und durchzuführen. Das ganze hat zu einem Vertrauensverlust in die katholische Kirche geführt.