"Wir wussten ja, dass das irgendwann passieren würde. Aber jetzt ist es so weit." Claire Gilissen ist hörbar gerührt. Sie ist die Sprecherin des Tierparks Pairi Daiza und muss jetzt offiziell verkünden, dass ihr Zoo eine seiner Attraktionen verliert. Besser gesagt sind es drei, denn drei der Pairi-Daiza-Pandas werden nach China überführt. Es handele sich um die drei kleinen Bären, die in Belgien geboren sind.
Die Reise in die Heimat ihrer Eltern werde höchstwahrscheinlich im Herbst stattfinden, sagte Claire Gilissen in der RTBF. "Denn die Jungtiere haben ein Schicksal zu erfüllen", sagt die Sprecherin. "Sie werden nämlich in China in das Programm eingebettet, das zum Schutz und zum Erhalt der Riesenpandas dienen soll. Wenn wir die Tiere überhaupt bekommen haben, dann war das nur, weil sie Teil dieses Programms waren", sagt Claire Gilissen. Denn, wie jeder weiß, sind die Bären vom Aussterben bedroht.
Es ist wirklich ein Privileg, wenn ein Zoo an diesem Programm teilnehmen darf. Weil den chinesischen Behörden der Schutz und der Erhalt der Pandas so wichtig ist, geben sie die Tiere nämlich nur in die Obhut von handverlesenen Parks. Wer da überhaupt in die engere Auswahl kommen will, der muss ein ellenlanges Lastenheft erfüllen. Pairi Daizi hat seinerzeit eigens für die Pensionsgäste aus dem Reich der Mitte einen neuen "chinesischen Garten" anlegen müssen, inklusive Klimaanlage und sonstiger Annehmlichkeiten. Mehr als acht Millionen Euro hatte Pairi Daiza damals allein für das neue Panda-Gehege in die Hand genommen.
Das Ganze hat sich für Pairi Daiza freilich längst gelohnt. Jedes Jahr kommen mehr Besucher in den mehrfach ausgezeichneten Tierpark - letztes Jahr kamen stolze 2,3 Millionen Menschen nach Brugelette in der Nähe von Ath.
Doch ist das Zuchtprogramm zum Erhalt der Pandas nur ein Teil der Wahrheit. Im Grunde ist es so, dass China die knuddeligen Bären auch zu PR-Zwecken einsetzt. Man spricht in diesem Zusammenhang oft von der "Panda-Diplomatie". Weil die Tiere beim Publikum so beliebt sind, hängt da zudem noch ein stattliches Preisschildchen dran. Für die beiden Pandas, die seit 2014 zu bestaunen sind, musste Pairi Daiza eine Million Euro hinblättern - pro Jahr. Jedes freudige Ereignis ist dann noch mit zusätzlichen Mehrkosten verbunden: Bekommen die Bären Nachwuchs, dann kostet das den Zoo weitere 600.000 Euro pro Fellnase.
Gleich drei solcher Fellnasen sind in den letzten Jahren hinzugekommen. Begonnen hatte alles 2014 mit der Ankunft von Hao Hao und Xing Hui. 2016 bekamen die zum ersten Mal Nachwuchs: ein Männchen, das man auf den Namen Tian Bao taufte. Zwei Jahre später kamen dann nochmal Zwillinge hinzu. "Naja, und wir wissen, dass die Jungtiere vier Jahre nach ihrer Geburt den chinesischen Behörden übergeben werden müssen. Das steht so im Vertrag", sagt Claire Gilissen.
Wenn man aber mal genauer hinschaut, dann stellt man fest: Einer der Bären ist eigentlich überfällig. Tian Bao wurde ja schon 2016 geboren, er müsste also längst in China sein. "Da haben wir richtig Glück gehabt", sagt die Pairi-Daiza-Sprecherin. "Tian Bao hätte eigentlich nach vier Jahren, also 2020 nach China überführt werden müssen, durfte aber am Ende doppelt so lange bleiben. Das ist der Corona-Krise geschuldet, die Tiertransporte zwischenzeitlich unmöglich gemacht hatte. Danach hatten wir erstmal nichts mehr aus Peking gehört."
Das hatte dazu geführt, dass Pairi Daiza aktuell weltweit der Zoo außerhalb Chinas mit den meisten Riesenpandas war. Jetzt allerdings waren auch die Zwillinge an der Reihe und bei der Gelegenheit wird jetzt auch "Nachzügler" Tian Bao den chinesischen Behörden übergeben. Die Eltern bleiben derweil weiter im Park Pairi Daiza und das noch für fünf Jahre. "Wir glauben fest daran, dass sie noch ein weiteres Mal Nachwuchs bekommen werden", sagt Claire Gilissen.
Roger Pint