"Unsere Vorstellung von Migration ist grundlegend falsch", sagt der Soziologe und ehemalige Forscher an der KU Löwen, Jan Hertogen, in der Tageszeitung De Morgen.
In den vergangenen 17 Jahren hat er alle Statistiken zum Thema Migration untersucht und ist dabei zu überraschenden Erkenntnissen gekommen: Während nämlich die offizielle Behörde Statbel angibt, dass 33,1 Prozent der Belgier "ausländischer Herkunft" sind, sind es nach seinen Angaben sogar 37,7 Prozent.
Der Unterschied bestünde darin, dass Statbel nur die Kinder von Migranten mitzähle, er aber auch die Enkelkinder, so Hertogen. Wenn man das nicht mache, würden die Prozentsätze in absehbarer Zeit sinken und nicht mehr der Realität entsprechen, sagt er.
Wurzeln meist in Europa
Die meisten Menschen mit Migrationshintergrund in Belgien haben ihre Wurzeln in einem anderen europäischen Land und nicht, wie viele glauben, in einem islamischen Land. In der Region Brüssel zum Beispiel haben 82,5 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund, aber nur 24 Prozent davon sind Muslime.
Laut Hertogen ist die Migration ein natürliches Phänomen, das eine Lösung für mehrere soziale Probleme bietet. Demografisch gesehen, sagt er, spielen Neuankömmlinge eine wichtige Rolle in Städten. Er nennt Brüssel als Beispiel: Ohne Migration hätte Brüssel höchstens noch 250.000 Einwohner oder Antwerpen nur die Hälfte der heutigen Einwohnerzahl.
Außerdem werde ein Drittel des belgischen Bruttosozialprodukts von Menschen mit internationalen Wurzeln erwirtschaftet und auch auf kultureller Ebene spielten sie eine wertvolle Rolle. Auch in dieser Hinsicht bedeute Migration eine Bereicherung und keine Verarmung, so Hertogen.
Tatsächlich werde dieser letzte Punkt aber gerne "übersehen" - vor allem auch in der Politik, sagt Hertogen. Er befürchtet, dass die Parteien der Mitte Angst haben, etwas zu sagen, was die radikale Rechte später missbrauchen könnte. Deshalb ist er der Meinung, dass Wissenschaftler die öffentliche Wahrnehmung der Migration anpassen sollten.
dm/lo
Meine Grosseltern waren ursprünglich Deutsch, deren Eltern also meine Urgrosseltern waren gar Preussisch, meine Eltern selbst sind zwar von Geburt Belgier waren aber auch zeitweise Deutsche, knapp 4 Jahre zwar nur, aber dennocht. Allen gemein war die hiesige Gegend als Heimat. Migrationshintergrund haben quasi alle Ostbelgier....
Bis zu Grosseltern zurückzugehen, ist ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen. In einem so kleinen Umkreis, in dem man die Sprachen seiner jeweiligen Grenzen spricht, ist ein Wechsel schnell gemacht. Beginnt man noch Vater und Mutter "auseinander zu dividieren" wird man nicht viele "reine" Belgier finden, einschl. des Königshauses. Zählen Frauen überhaupt mit? Mein Mann ist als Sohn eines Militärs in Deutschland geboren, jedoch direkt mit belgischer Nationalität aber auch Wiener Mutter. Ich habe einen Vater der in Lüttich geboren ist der seinerseits einen Vater hatte, der aus St. Truiden kam, bin aber in Deutschland geboren. Die Studie ist eher eine Art Beschäftigungsmaßnahme, die wenig aussagekräftig ist. Was ich allerdings sehr oft immer betont habe ist, dass Brüssel keinesfalls von "den Marokanern" überrollt wird sondern von den zigtausenden von NATO- & EU-Beamten mit Familie, sowie den "expatriats" der Multinationals und diese integrieren sich selten, da sie oft das Land wechseln.