"In den letzten 24 Stunden ist wirklich extrem viel Regen gefallen. Und leider ist es noch nicht vorbei", bestätigt die VRT-Wetterexpertin Jacotte Brokken, was sich der eine oder die andere längst gesagt haben muss: Was wir hier sehen, das ist schon außergewöhnlich.
Vor diesem Hintergrund kann man fast noch behaupten, dass das Land eigentlich mit einem blauen Auge davongekommen ist. Natürlich ist die Lage in den Provinzen Ostflandern und Flämisch-Brabant stellenweise prekär, nicht umsonst haben beide Provinzen ja auch den Katastrophenplan in Kraft gesetzt.
Vor allem die Dender und die Leie sind auch vielerorts über die Ufer getreten. Doch ist es in vielen Fällen gelungen, die Wassermassen von den Wohnvierteln fernzuhalten. Es gab zwar Evakuierungen, etwa im ostflämischen Geraardsbergen und auch in Affligem in Flämisch-Brabant. Aber insgesamt hätte es wohl schlimmer kommen können - wobei man das sicherlich nicht denen sagen darf, die gerade mit den Füßen im Wasser stehen.
Weiter östlich steht das Schlimmste vielleicht erst noch bevor. Für die Provinzen Namur, Lüttich und Luxemburg gilt immer noch Regenwarnstufe gelb. Bis Donnerstagfrüh muss mit teils ergiebigem Regen gerechnet werden: Vor allem südlich von Sambre und Maas erwartet das Königliche Meteorologische Institut bis Donnerstag sogar noch Niederschlagsmengen bis 40 Liter pro Quadratmeter. Da kann also noch viel passieren.
Wobei man auch hier sagen muss, dass sich die Schäden - mal abgesehen von einigen bekannten Hochwasserregionen - zumindest bislang noch einigermaßen in Grenzen halten.
Wallonie hat Hausaufgaben gemacht
"Trotzdem wird es wohl so sein, dass in der Wallonie am Ende vielerorts innerhalb von 48 Stunden so viel Regen gefallen ist wie sonst im ganzen Monat Januar", sagt Wetterexpertin Jacotte Brokken. In Flandern ist es immerhin auch schon die Hälfte der für Januar üblichen Niederschlagsmenge.
In Flandern haben also die reinen Niederschlagsmengen noch nicht unbedingt alle Rahmen gesprengt. Was die Region an Hochwasser abbekommen hat, das war zu einem nicht unerheblichen Teil gewissermaßen "importiert". Denn Nordfrankreich wird ja auch besonders arg in Mitleidenschaft gezogen, die Region Nord-Pas de Calais wird zum zweiten Mal innerhalb eines Monats von Überschwemmungen heimgesucht.
Über die Dender und über die Leie wird das Ganze dann auch zu einem flämischen Problem. Das hat auch damit zu tun, dass man in der Wallonie seine Hausaufgaben gemacht hat. Das gilt insbesondere für das Denderbecken. In der Wallonie hat man entlang des Flusses die Deiche massiv verstärkt, zudem wurden Sperrwerke und Schleusen errichtet, die ein effizienteres Wassermanagement möglich machen.
"Ja, hier wurde sehr viel investiert", bestätigte in der VRT Pascal De Handschutter, der Bürgermeister von Lessines in der Provinz Hennegau. Im Grunde kann jetzt doppelt so viel Wasser wie früher abfließen - und das eben Richtung Flandern, genauer gesagt nach Geraardsbergen nur einige Kilometer flussabwärts. Dort kommt jetzt eben doppelt so viel Wasser an wie früher, und dort hat man seine Hausaufgaben nicht gemacht.
Zwar wurde mit Arbeiten zur Verbesserung des Hochwasserschutzes begonnen, doch erwirkten Umweltverbände einen Baustopp. "Und jetzt ist genau das passiert, was wir schon seit Jahren befürchten", sagte An Panis, Bürgermeisterin von Geraardsbergen. Immerhin wirft man es in Geraardsbergen nicht den wallonischen Nachbarn vor, der Dender auf ihrer Seite ein wirklich krisensicheres Bett gebaut zu haben. Nein, die Kritik richtet sich gegen die flämische Regierung.
Die zuständige Regionalministerin Lydia Peeters plädiert aber auf unschuldig: "Wir sind hier machtlos", sagt die OpenVLD-Politikerin. "Wir würden ja gerne aktiv werden, wenn Umweltverbände nicht jedes Mal bei jeder Baugenehmigung sofort ein Beschwerdeverfahren einleiten würden. Das muss aufhören, denn so kommen wir keinen Schritt weiter."
Roger Pint
In der Wallonie wurden wie üblich keine anständigen Hausaufgaben gemacht: statt dem Wasser Raum zu geben, wurde es noch stärker kanalisiert durch u.a. Dämme und das Problem dann an die Flamen weiter gereicht.
"n der Wallonie wurden wie üblich keine anständigen Hausaufgaben gemacht"
In der BRD wird alles vollkommen zubetoniert. Nicht in der Wallonie, nicht in der EU.
Dennoch ist der Klimawandel ein bedrückender "Feind ohne Gesicht" welcher nicht wie andere Feinde an der Grenze Halt macht sondern "sehr Europäisch" sein Unwesen treibt zu Lasten der Zivilisten und besonders der Landwirte, Schwachen und Kranken.
Werden durch den dermaßen brutalen Klimawandel bald auch in den Statistiken hochsignifikant mehr Menschen dauerhaft erwerbsunfähig bleiben bis hin zu viel mehr Pflegefällen wie bis jetzt schon? Dauerhaft werden das niemals alle Menschen überstehen was da draußen unkontrolliert läuft.
Fest steht dass selbst hier immer mehr Menschen nicht mehr wissen "wie und wo das alles noch enden soll".