Zugegeben, es ist nicht gerade sehr einfallsreich, den Spruch zu bemühen, der schon so oft für Situationen wie diese herhalten musste: "Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa". Doch unausweichlich fällt einem dieser Spruch wieder ein bei der Entscheidung der PS von diesem Wochenende, gerade Elio Di Rupo, 72 Jahre alt, als Spitzenkandidat der Partei für die Europawahlen zu nominieren. Ein schönes Pöstchen zum Ausklang der politischen Karriere. Das man mit viel Eifer ausfüllen kann, aber auch nicht muss.
Di Rupo selbst stellt alles natürlich etwas anders dar. Er sieht das als logischen Schritt seiner politischen Laufbahn, nach all den Funktionen, die er in der Innenpolitik ausgefüllt habe. Jetzt nach Europa zu wechseln, sei seine Entscheidung.
Wichtig sei die Funktion des Europaabgeordneten, betont Di Rupo. Wobei er weiß, wovon er spricht. Denn schon einmal war Di Rupo Abgeordneter im Europaparlament. Ganz zu Beginn seiner Karriere, für knapp zweieinhalb Jahre zwischen 1989 und 1991.
Seit dieser Zeit habe die Bedeutung der Europaabgeordneten allerdings deutlich zugenommen. "Unsere Bürger müssen wissen, dass Europa eine entscheidende Rolle für unseren Alltag spielt. Und das vergessen wir", so Di Rupo. Viele Gesetze, die den Alltag betreffen, würden in den europäischen Institutionen entschieden. Hier mitreden zu können sei wichtig.
Als alter Mann, als Opa, nach Europa abgeschoben zu werden: Di Rupo sieht das gar nicht so. Und kann auch mit der Vorstellung, sich mit 72 Jahren einfach aus der Politik zurückzuziehen, nicht viel anfangen. "Politik ist eine Berufung", sagte er Montagvormittag im Radio der RTBF. Und fügte hinzu: "Man steht im Dienst der Bürger. Und wenn man gesund ist, sowohl körperlich als auch moralisch und intellektuell, man weiter machen kann und vor allem, wenn man das Vertrauen der Bürger hat, dann werde ich weiter für sie arbeiten."
Auf die Frage der RTBF-Journalisten, ob er sich als Europaabgeordneter aus der belgischen Innenpolitik verabschiede, antwortete Di Rupo nur indirekt. Wenn man in Europa sei, sei man auch in Belgien, sagte er. "Entscheidungen, die in Europa gefällt werden, gelten für alle Europäer. Und soweit ich weiß, sind die 11,7 Millionen Belgier Europäer", sagte Di Rupo.
Wie das europäische Parkett funktioniert, das kann Di Rupo in den kommenden Monaten schon einmal ausprobieren, bzw. sich in Erinnerung rufen. Im Rahmen der belgischen EU-Ratspräsidentschaft wird Di Rupo als Ministerpräsident der Wallonie die EU-Ratsversammlungen für die europäische Regionalpolitik leiten.
Kay Wagner
Ja, nach Europa zieht es viele Politiker, um noch einmal richtig Geld zu scheffeln!!