Wer Tränen oder noch Schlimmeres unter dem Tannenbaum vermeiden will, sollte sich beim Spielzeugkauf an eine Reihe von Grundregeln halten. Zunächst einmal ist nicht jede Art von Spielzeug für jedes Alter geeignet. Manchmal ist einfach ein gewisses Mindestalter notwendig, um ein Spiel oder Spielzeug auch wirklich sinnvoll nutzen zu können. Auf die jeweilige Altersempfehlung des Herstellers achten, kann also Sinn machen.
Außerdem können Spielsachen für ältere Kinder Kleinteile enthalten, die für jüngere Kinder unter Umständen zur tödlichen Erstickungsgefahr werden können. Der Zoll beziehungsweise die Inspektoren des Wirtschaftsministeriums achten bei ihren vorweihnachtlichen Kontrollen von Spielzeug deshalb auch mit Argusaugen auf solche Gefahrenelemente, wie Nicolas Lamproye vom FÖD Wirtschaft gegenüber der RTBF erklärt. Kleinteile, potenziell gefährliche oder giftige chemische Stoffe, scharfe Ecken und Kanten - all das kann zu ernsten Verletzungen bei Kindern führen.
Auch Batterien sind in dieser Hinsicht hochgefährlich, deswegen sollte auch darauf geachtet werden, dass Batteriefächer von Spielzeug nicht ohne Werkzeug zu öffnen sind. Ein gründlicher Blick in die Gebrauchsanweisung kann also nie schaden. Die Gebrauchsanweisung muss übrigens immer auch in der jeweiligen Sprache des Landes vorliegen, in dem das Produkt verkauft wird.
CE-Kennzeichnung
Ein guter Indikator, dass ein Spielzeug den in Europa üblichen grundlegenden Sicherheitsvorschriften genügt, ist auch die sogenannte CE-Kennzeichnung. Jedes legitime Produkt muss sie gut sicht- und lesbar und dauerhaft tragen. Das wird aber natürlich deutlich schwieriger, wenn Spielsachen nicht im Laden, sondern online gekauft werden. Viele Spielsachen würden im Internet gekauft und von außerhalb der Europäischen Union geliefert, so Florence Angelici, Sprecherin des Finanzministeriums. Bei den Kontrollen müsse dann nicht nur auf Produktsicherheit geachtet werden, sondern vor allem auch darauf, ob es sich gegebenenfalls um Fälschungen handeln könnte. Denn Spielsachen gehörten zum Beispiel letztes Jahr tatsächlich zu den drei meist kopierten Produktarten, neben Parfum und kabellosen Kopfhörern.
Um Produktpiraten nicht auf den Leim zu gehen, gelten die üblichen Empfehlungen: Wenn jemand ein Produkt online zu einem viel günstigeren Preis als üblich verkauft, ist vermutlich etwas faul. Dann ist eigentlich nur noch die Frage, ob man überhaupt etwas geliefert bekommt oder eben eine Fälschung mit allen physischen und auch rechtlichen Risiken, die das beinhalten kann.
Moralische Bedenken
Neben gesundheitlichen Bedenken kann man da aber auch durchaus noch moralische anbringen: Die Fälscher zum Beispiel aus Fernost schaden nämlich oft auch der heimischen Wirtschaft, wie Stephan Van Hacht, Direktor eines belgischen Spieleherstellers, unterstreicht. Produktpiraten verkauften Kopien eines der besten Spiele seiner Firma zu einem deutlich günstigeren Preis. Das koste seine Firma tausende Euro pro Tag, das sei verheerend, gerade in der wichtigen Vorweihnachtszeit.
Bei all diesen Problemen sind auch die Kunden selbst gefragt, denn die Behörden können nicht alle Produkte und Lieferungen aus dem Ausland kontrollieren. Das räumt auch Zoll-Abteilungsleiterin Isabelle Kelder ein. Allein am Lütticher Frachtflughafen würden den Behörden 37 Millionen E-Commerce-Zolldeklarationen pro Monat vorgelegt. Da bleibe gar nichts anderes übrig, als eine Risikoanalyse zu machen und dann die verdächtigsten Sendungen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wie nötig das aber trotzdem ist, das belegen die Statistiken des Wirtschaftsministeriums: Allein in Belgien sind 2022 fast 240 Dossiers eröffnet worden nach der Kontrolle von Spielsachen, sei es direkt bei der Einfuhr oder später bei den Händlern in Belgien.
Digitaler EU-Produktpass
Wie Wirtschaftsminister Pierre-Yves Dermagne bei einem Besuch auf dem Flughafen Lüttich angekündigt hat, möchte Belgien künftig EU-weit einen digitalen Produktpass für Spielzeug einführen. Man wolle den Vorschlag im kommenden Jahr den Mitgliedsstaaten unterbreiten. Ab Januar übernimmt Belgien turnusmäßig den Ratsvorsitz der EU.
Es sei einfacher, die Einfuhr des Spielzeugs direkt durch den Zoll an den EU-Grenzen blockieren zu lassen, als die Artikel später vom Markt nehmen zu lassen, so Dermagne.
Boris Schmidt