Man kann es sich wie in einem Krimi vorstellen: Im Hafen von Antwerpen fährt ein Auto rum, hält vor einem Hangar. Zwei Personen steigen aus. Sie sind bewaffnet, gehen zu den Mitarbeitern des Hangars und fordern sie auf, die dort gelagerte Waren auszuhändigen. Problem: Bei der gelagerten Ware handelt es sich um Drogen, die vom Zoll beschlagnahmt worden sind. Die Hafenmitarbeiter weigern sich, werden von den bewaffneten Männern überrumpelt, gefesselt, und dann transportieren die Angreifer die Drogen ab.
So oder ähnlich muss es wohl geschehen sein am vergangenen Freitag. Für Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever war das keine Überraschung. "Wir wussten, dass so etwas auch bei uns passiert", sagte er am Montag im Fernsehen der VRT – und erklärte: Vor ein paar Wochen habe ein Konvoi des Zolls gerade noch in höchster Not Hilfe von der Polizei in Antwerpen anfordern können. Dort gibt es spezialisierte Einheiten für solche Eingriffe. "Das hätte auch anders ausgehen können", sagte De Wever. "Ich hoffe, dass es nicht erst Tote geben muss, bevor etwas dagegen unternommen wird."
Dass es Zeit zum Handeln ist, findet auch Stephan Vanfraechen. Er ist Leiter von Alfaport, dem Verband der Unternehmen, die im Hafen von Antwerpen tätig sind. "Menschen mit schlechten Absichten müssen das Gefühl bekommen, dass sie hier nicht alles machen können, was sie wollen", sagt Vanfraechen – und dafür sei eine stärkere Präsenz von Sicherheitskräften nötig.
Der zuständige Justizminister in der Föderalregierung, Paul Van Tigchelt, ist zwar erst seit Kurzem im Amt. Doch über die Forderungen aus dem Hafen von Antwerpen ist er bereits gut unterrichtet – und versucht zu beruhigen. Man habe bereits in Zusammenarbeit mit den lokalen Verantwortlichen den Sicherheitskorps im Hafen aufgebaut. Auf diese Weise die Zahl der Sicherheitskräfte innerhalb von einem Jahr von 90 auf 184 erhöht. "Und wir sind dabei, weitere Mitarbeiter auszubilden und zu rekrutieren", sagt der Minister.
Ziel sind 312 Mitarbeiter, die sich um die Sicherheit im Hafen kümmern sollen. Für Bürgermeister De Wever immer noch viel zu wenig. Er schlägt vor, Soldaten mit ins Boot zu holen. Die seien gut ausgebildet, schwer bewaffnet. "Wir können perfekt in Koordination mit der Polizei Soldaten einsetzen", sagt De Wever wörtlich. "Wir haben das in Antwerpen jahrelang getan. Ich habe keine einzige Klage darüber gehört." Doch Minister Van Tigchelt winkt ab. "Soldaten einzusetzen ist keine gute Idee", kontert er. "Denn Soldaten dürfen keine Personen festnehmen. Wir investieren deshalb in die Polizei. In konkrete Hilfe vor Ort im Hafen."
Während also um die richtige Aufstockung von Sicherheitspersonal gestritten wird, hat der Chef des Zolls, Kristian Vanderwaeren, noch eine andere Idee, wie Vorfälle wie am Freitag künftig vermieden werden können. Nämlich, indem man die sichergestellten Drogen schneller als bisher vernichtet. "Zurzeit gibt es keine Priorität für die Vernichtung von Drogen", sagt Vanderwaren bei der RTBF. "Jetzt möchte ich eine solche Priorität bekommen, um Zustände wie in den Niederlanden zu schaffen: Dort werden innerhalb von wenigen Stunden beziehungsweise im Verlauf eines Tages alle Drogen verbrannt, die man beschlagnahmt hat."
Was aus all diesen Ideen wird, soll bald geklärt werden. Die nationale Drogenkommissarin Ine Van Wymersch hat alle betroffen Parteien dazu eingeladen, sich mit ihr zusammen an einen runden Tisch zu setzen. Gemeinsam soll dann beraten werden, wie der Kampf gegen die Drogenmafia im Hafen von Antwerpen weiter verbessert werden kann.
Kay Wagner
in Charleroi wurde heute Morgen ebenfalls auf dem College du Sacré Cœur eine Bombenalarm eingestellt. Die Kinder wurden ins neben gelegen Park evakuiert und sind jetz3in einem Gebäude in Sicherheit bzw wieder zurück zuhause.