Auch wenn sich der Immobilienmarkt derzeit beruhigt, gibt es ein interessantes Phänomen: Viele Flamen kaufen eine Immobilie im Süden des Landes. In Mont-de-l'Enclus im Hennegau gingen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 fast acht von zehn Immobilienkäufen an Flamen. Die Gemeinde liegt an der Sprachengrenze, nicht weit von Kortrijk.
Der Bürgermeister von Mont-de-l'Enclus, Jean-Pierre Bourdeaud'Huy, weiß es genauer: Die Gemeinde liegt in der Nähe des Kwaremont. Das ist auf dem Parcours der Flandernrundfahrt. Das zieht jede Woche Tausende von Touristen an. "Flamen, die zum Radfahren hierher kommen, verlieben sich manchmal in die Gemeinde", so Bourdeaud'Huy. Die, die es sich leisten können, bleiben auch mal gerne.
Der Trend ist auch in anderen Gemeinden bemerkbar, die nicht an der Sprachengrenze liegen. In den Ardennen werden einige Immobilien von Flamen geradezu "aufgekauft". Das zeigen Zahlen der belgischen Notarvereinigung aus den Jahren 2017 bis 2023. Beliebt sind die Ardenner Gemeinden Rendeux, Erezée und La Roche-en-Ardenne. An der Ourthe gelegen, gelingt es ihnen seit Jahren, Flamen anzuziehen.
In Rendeux zu einem demokratischen Durchschnittspreis von 147.000 Euro pro Immobilie. 2020 und 2021 wurden dort vier von fünf Häusern von Flamen gekauft. Aber auch in den Jahren davor und danach lag der Prozentsatz zwischen 45 und 62 Prozent.
Sprache kein Problem
In Mont-de-l'Enclus an der Sprachengrenze sieht man das Phänomen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Laut Bürgermeister Jean-Pierre Bourdeaud'Huy kommen niederländisch- und französischsprachige Bürger in seiner Gemeinde gut miteinander aus. Er müsse regelmäßig eine zweisprachige Trauung durchführen.
Der Bürgermeister weiß aber auch, dass "die flämischen Käufer die Immobilienpreise in seiner Gemeinde ganz schön in die Höhe treiben". Tatsächlich ist Mont-de-l'Enclus mit Abstand die teuerste Gemeinde in der Provinz Hennegau. Deshalb höre er von Familien, dass ihre Kinder hier nicht bleiben könnten, weil es zu teuer sei.
Burg-Reuland hoch im Kurs
Wenn man sich die Zahlen der Notarvereinigung anschaut, dann ist auch Burg-Reuland bei Flamen beliebt. Zum Vergleich: Die eben genannten Ardennengemeinden Erezée und La Roche-en-Ardenne kommen in den letzten fünf Jahren auf einen Durchschnittswert von 44 Prozent, Burg-Reuland auf 40 Prozent.
Also vier von zehn Immobilien wurden demnach von Flamen gekauft. Zum Vergleich: in Eupen waren es drei Prozent, in Bütgenbach elf Prozent.
vrt/mz