Bei den Übertretungen steht das Über-Rot-Fahren ganz oben. Rote Ampeln scheinen viele Radfahrer schlicht zu ignorieren. Dicht gefolgt vom Fahren ohne Licht in der Dämmerung. Auf Platz drei laut Verkehrssicherheitsinstituts Vias: Am Fahrradlenker sein Handy benutzen.
Beim Überfahren einer roten Ampel werden für Autofahrer einige hundert bis einige tausend Euro Bußgeld fällig - in schweren Fällen ist auch der Führerschein weg. Theoretisch können auch Radfahrer zu hohen Bußgeldern verurteilt werden. Dazu muss man sie aber erst einmal identifizieren, was nicht so einfach ist, wenn sie davonfahren.
Ein Führerscheinentzug ist nicht möglich, weil Radfahrer ja keinen brauchen. Viele empfinden das als ungerecht. Gefühlt dürfen sich Radfahrer scheinbar mehr Verkehrsübertretungen erlauben als andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere mehr als Autofahrer.
Ob das wirklich so ist, ist nur schwer zu sagen, weil eine genaue Untersuchung dazu nicht vorliegt. Eine andere Statistik verrät aber: In Belgien sind 2021 sechs Millionen Bußgelder im Straßenverkehr ausgestellt worden. Gerade einmal 12.000 davon betrafen Radfahrer. Das sind 0,2 Prozent.
Einige fordern daher einen Fahrradführerschein. Darunter ist auch der Richter Lionel Van Damme, er ist spezialisiert auf Verkehrsdelikte. Er sagt in der Zeitung La Dernière Heure, die Straßenverkehrsordnung gelte für jeden - nicht nur Autofahrer, sondern auch Radfahrer, Fußgänger oder Rollerfahrer. Jeder im Straßenverkehr müsse also die Regeln kennen. Ein weiteres Argument der Befürworter: Es wäre gerechter gegenüber Autofahrern, wenn auch Radfahrer einen Führerschein bräuchten.
Sollte Belgien tatsächlich irgendwann einen Fahrradführerschein einführen, wäre Belgien damit ein Exot. Kein anderes EU-Land kennt etwas Derartiges. Die Verkehrsexperten von Vias lehnen daher einen Fahrradführerschein ab. Er würde das eigentliche Problem nicht lösen. Nach Meinung von Vias kennen die meisten Radfahrer die Verkehrsregeln schon, halten sich aber oft nicht daran. Das bringe Radfahrer allgemein in Verruf. Ein Fahrradführerschein würde daran jedoch nichts ändern.
Verkehrsminister Gilkinet von Ecolo ist strikt gegen einen Fahrradführerschein. Im Gegenteil, er sagt in La Dernière Heure, dass Radfahren gefördert werden müsse. Noch mehr Menschen sollen aufs Rad umsteigen. Daher soll es keine zusätzlichen Hindernisse zum Radfahren geben. Radfahrer sind für ihn sakrosankt. Sie seien öfter Opfer im Straßenverkehr als Autofahrer und seien im Allgemeinen vorsichtiger als Menschen, die motorisiert unterwegs seien. Womit er sich anfreunden kann, sind Schulungen für Radfahrer - aber eben ohne Zwang.
dh/okr
Ich bin selber Auto- und Radfahrer und wäre auch nicht dafür, einen Fahrradführerschein einzuführen. Ich bin der Meinung, das man mehr in diese Richtung kontrolliert und auch bei Übertreibung, sanktionieren müsste. Es dürfte nicht sein, dass wenn Radfahrer durch ein Fehlverhalten einen Unfall provozieren, sie "versicherungstechnisch" als reines Opfer rausgehen, weil sie der schwächere Verkehrsteilnehmer sind. In solchen Fällen müsste nicht kategorisch davon ausgegangen werden, dass der Autofahrer schuld ist, sondern Ermittelt werden, ob der Unfall auch passiert wäre, wenn der Radfahrer sich an die Verkehrsregeln gehalten hat. Wenn nicht, trägt ihn eine Mitschuld, für die er, bzw seine Versicherung teilweise mit haften muss.
Ich verstehe auch warum die Radfahrer, sich über gewisse Regeln hinwegsetzen, wenn Sie von den Versicherungen gesagt bekommen "Du darfst alles, weil du ja der schwächere Verkehrsteilnehmer bis", nichtsdestotrotz kann ich dieses Verhalten nicht nachvollziehen.
Als Radfahrer muss ich im Eupener Kleinstadtverkehr täglich um meine Gesundheit bangen, weil genügend Autofahrer machen, was ihnen beliebt und sie ja außer ein paar Schrammen an der Karosserie nichts zu fürchten haben. Und da bin ich jetzt echt froh, dass die meisten von denen einen Führerschein haben. Was für ein Blödsinn wird da wieder ausgebrütet...