Im bekannten Frittenmuseum in Brügge kann man nicht nur viel über Fritten, ihre Geschichte und die Frittenbuden-Kultur lernen – sondern man kann hier auch frisch frittierte, garantiert original belgische Fritten essen.
In die übliche Geräuschkulisse des Museums hat sich am Samstag aber ein eher ungewohntes Geräusch gemischt: Eine Mitarbeiterin von Bpost hat nämlich fleißig Sonderstempel gestempelt, unter anderem eben auch auf die neuen Briefmarkenbögen.
Geschäftsführer und Gründer des Museums Eddy Van Belle erklärt, was auf der neuen Briefmarkenserie mit dem Titel "Die köstliche Geschichte der Fritüre" zu sehen ist: "Die Marken zeigen Fotos von fünf verschiedenen, typisch belgischen Fritüren-Wagen. Die entsprechenden Fotos stammen allesamt aus der Sammlung des Frittenmuseums."
Aber natürlich hat Bpost nicht einfach wahllos irgendwelche Frittenbuden-Fotos ausgesucht, betont Eddy Cooremans. Cooremans ist nicht nur Kartoffel- und Fritten-Experte, sondern auch passionierter Sammler von allem, was mit Fritten zu tun hat. Darunter auch sehr, sehr viele alte Postkarten und historische Fotos von Fritüren, die zur Sammlung des Frittenmuseums gehören. Bpost habe ihn deswegen angesprochen und beauftragt, eine gute Auswahl zu treffen.
Damit waren auch gewisse Auflagen verbunden: Einerseits mussten alle relevanten Zeitabschnitte des 20. Jahrhunderts abgedeckt werden. Und dann mussten natürlich auch der Norden und der Süden des Landes berücksichtigt werden. Mit jeweils zwei Fritüren-Motiven aus Flandern und der Wallonie und einem aus Brüssel kann also eigentlich niemand meckern.
Naja, fast niemand, denn aus der heutigen Deutschsprachigen Gemeinschaft hat es keine Fritüre auf die Marken geschafft. Ein Umstand, den Cooremans explizit bedauert: Es werde immer nur über die Flamen und Wallonen geredet. Das finde er schade, denn schließlich gehörten auch die Deutschsprachigen zu den Belgiern. Er persönlich werde die Deutschsprachigen in puncto Fritüren-Kultur sicher stärker berücksichtigen.
Aber was sagen eigentlich die Geehrten selbst zu den neuen Briefmarken? Das weiß natürlich niemand besser als Bernard Lefèvre, er ist der Vorsitzende der Nationalen Vereinigung der Fritürenbetreiber Navefri-Unafri: Die Vereinigung sei stolz, dass Bpost entschieden hat, die Fritüren-Kultur so zu ehren. Genauso wie alle Fritürenbetreiber, die das schon mitbekommen hätten.
Die Frittenbuden-Kultur sei in Belgien nach wie vor sehr lebendig, trotz aller Veränderungen der letzten Jahrzehnte, betont Lefèvre. Es gebe eben – wie in allen Bereichen – eine Evolution und die werde auch weitergehen. Sorgen um die Zukunft der Fritüren-Kultur macht er sich jedenfalls nicht: Wer Fritten von der Frittenbude esse, der wisse, dass Frittenbuden für die Ewigkeit seien.
Nicht für die Ewigkeit sind allerdings die Fritüren-Sonderbriefmarken selbst – zumindest nicht, was ihren Verkauf angeht: Die Auflage ist limitiert auf etwas über 42.000 Exemplare. Wenn die weg sind, sind sie eben weg – so oder so werden die Marken aber höchstens bis inklusive 2025 verkauft werden, erklärt Jolien Van De Velde. Sie ist Koordinatorin für die Bpost-Briefmarken. Grund zur Panik gibt es aber nicht: Aktuell gibt es laut Bpost noch mehr als genug Fritüren-Briefmarken. Sei es für Sammler oder für Menschen, die ihrem Frittenbuden-Betreiber schon immer mal einen Brief oder eine Postkarte mit einer ganz besonderen Briefmarke schicken wollten.
Oder man erfüllt sich einen kleinen persönlichen Lebenstraum: "Jetzt kann jeder eine Frittenbude zu Hause haben", scherzt Lefèvre. Denn der Briefmarkenbogen ist extra so designt, dass er sich zu einer dreidimensionalen traditionellen Frittenbude auf Rädern aus Papier zusammenfalten lässt.
Boris Schmidt