Im Jahr 2012 starb eine 26-jährige Besucherin des Tomorrowland-Festivals an einer Überdosis, 2018 gab es zwei weitere weibliche Drogentote. 2019 brach ein 27-jähriger Inder vor der Hauptbühne im Drogenrausch zusammen. Solche Schlagzeilen hört man von anderen Festivals nicht, obwohl man natürlich weiß, dass auch auf anderen Festivals Drogen jenseits von Alkohol und Tabak konsumiert werden. Tomorrowland hat das Image ein "Drogenfestival" zu sein.
Debby Wilmsen, die Sprecherin von Tomorrowland, versucht zu beschwichtigen. Im BRF-Interview sagte sie, dass Vergiftungen durch Drogen nur einen kleinen Teil der Behandlungen bei den Sanitätern vor Ort ausmachten. Aber das Image "Drogenfestival" haftet trotzdem an.
Maßnahmen gegen Image
Es gibt Bemühungen, dieses Image loszuwerden. 70.000 Besucher empfängt das Tomorrowland auf dem Gelände. Denen gegenüber stehen 700 Sicherheitskräfte. Hinzu kommen 40 Kameras, sechs medizinische Posten mit Ärzten. Natürlich wird auch am Eingang kontrolliert, was die Besucher mit aufs Gelände nehmen.
Irgendwo gibt es aber auch ein Ende der Möglichkeiten. Das sagte Debby Wilmsen der Zeitung Gazet van Antwerpen. Das Festival setze mehr auf Eigenverantwortlichkeit. Das Motto lautet daher: Lasst eure Freunde nicht allein. Festivalbesucher sollen aufeinander aufpassen und wenn nötig Hilfe holen.
Drogen testen
Es gibt da noch einen Vorschlag, der zunächst so aussieht wie die Kapitulation vor den Drogen: Besucher sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Drogen zu testen. Also zu testen, ob sie vielleicht zu stark sind oder unerwünschte giftige Substanzen enthalten. Das ist etwa eine Forderung des Toxikologen Jan Tygat von der Uni Löwen in De Standard oder auch vom Gesundheitsinstitut Sciensano.
Sciensano sagt, das wäre dann Schadensbegrenzung. Also: Wenn schon Drogen, dann mit weniger Risiko. Viele Konsumenten wüssten oft nicht, was sie kauften.
In Ländern wie Spanien und Portugal sind Präventivtests schon die Regel. Auch in Belgien gibt es Pilotprojekte. Beim letzten Extrema Outdoor Festival beispielsweise wurden beschlagnahmte Drogen systematisch auf ihre Gefährlichkeit untersucht. Waren diese Drogen noch gefährlicher als sie ohnehin schon sind, gab es Warnungen an die Besucher, dass toxische Substanzen im Umlauf sind.
Ein solches Vorgehen braucht die Zustimmung der Staatsanwaltschaft. Denn einen klaren Rechtsrahmen für Präventivtests gibt es noch nicht.
Viele befürchten, dass mit solchen Aktionen Drogenkonsum banalisiert wird. Sciensano hingegen argumentiert: Die Drogen seien da und daher sei jede Form von Schadensbegrenzung besser als ein rein repressives Vorgehen.
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okr/est