"Der Hund hat sich vor dem Container hingelegt. Das bedeutet, dass er Spuren von Kokain gewittert hat", erklärt Kristian Vanderwaeren, der Direktor der Generalverwaltung Zoll und Akzisen, bei einer Demonstration der verschiedenen Kontrollen auf dem Gebiet des Antwerpener Hafens.
Ob nun mit Kollegen auf vier Pfoten oder mittels neuester Technologien: Die Zollbehörden ziehen regelrecht alle Register, um den Drogenschmuggel über Antwerpen einzudämmen, oder besser gesagt um zu verhindern, dass das Ganze noch schlimmer wird. Denn der Hafen der Scheldestadt gilt als europäisches Drehkreuz für die illegale Einfuhr insbesondere von Kokain.
Das Problem beginnt inzwischen die ganze Gesellschaft regelrecht zu vergiften, nicht nur in Antwerpen, sondern auch darüber hinaus. Sichtbarstes Zeichen dafür ist die nicht enden wollende Serie von mitunter spektakulären Zwischenfällen, bei denen mal Fassaden beschossen werden, mal sogar Handgranaten vor Wohnhäusern explodieren.
Der "War on Drugs" hat für die Polizei- und auch für die Zollbehörden inzwischen Top-Priorität. Im Antwerpener Hafen wurden unter anderem Hightech-Scanner installiert, die Container buchstäblich durchleuchten können. Und die enormen Anstrengungen tragen ihre Früchte. Um es mit Zoll-Chef Kristian Vanderwaeren zu sagen: "Wenn man sich die Grafik der beschlagnahmten Drogen anschaut, dann kommt da schon ordentlich was zusammen."
43 Tonnen Kokain wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres allein im Antwerpener Hafen beschlagnahmt. Das ist ein Fünftel mehr als im ersten Halbjahr 2022, und das war ja auch schon ein Rekordjahr.
Kristian Vanderwaeren hat zwei Erklärungen dafür. Erstens sei in den einschlägig bekannten Ländern in Südamerika die Produktion merklich erhöht worden, allen voran in Kolumbien. Parallel dazu sei in Europa auch die Nachfrage gestiegen. Und vielleicht hat es eben auch damit zu tun, dass die Kontrollen in Antwerpen gerade in letzter Zeit sichtbar verschärft wurden.
Die Kontrollen konzentrieren sich dabei vor allem auf Ladungen aus fünf lateinamerikanischen Staaten, nämlich Brasilien, Ecuador, Panama, Costa Rica und die Dominikanische Republik, die als "Hauptexporteure" von Drogen gelten. Aktuell werden pro Jahr 40.000 Container gescannt, diese Zahl soll mittelfristig verdoppelt werden.
Ziel ist es, dass wir auf Dauer alle verdächtigen Ladungen aus allen "Problemländern" überprüfen können, sagte Finanzminister Vincent Van Peteghem in der VRT. Und deswegen werde auch weiter in neues Material und Personal investiert.
Suche auch auf dem Meer
Die Kontrollen scheinen die Schmuggler tatsächlich zunehmend abzuschrecken und zum Umdenken zu bewegen. Die Zollbehörden konzentrieren sich denn auch nicht mehr nur auf die Häfen. Gerade erst ist die Operation "White Sea III" zu Ende gegangen. Entlang der Küsten in ganz Europa haben Behörden Jagd auf Drogenschieber gemacht.
Die belgischen Zollfahnder wurden dabei unterstützt von der Marine. "Wir suchen nach verdächtigen Schiffen, die wir dann regelrecht unter Beobachtung nehmen, manchmal sogar mit Hilfe von Satelliten", sagte Zollchef Kristian Vanderwaeren in der RTBF.
Diese Schiffe bringen ihre "heiße Ware" nicht etwa in den nächsten Hafen, sondern sie setzen sie buchstäblich auf dem Meer aus, wasserfest verpackt, meist in aufblasbaren Behältern, die manchmal mit GPS-Sendern ausgestattet sind. Die werden dann später von kleineren Booten eingesammelt. Das kann auch schonmal schiefgehen. Vor einigen Wochen wurde eine Ladung mit mehr als zwei Tonnen Kokain an der französischen Küste in der Normandie angeschwemmt.
Insgesamt haben Zollbehörden aus ganz Europa bei der Aktion "White Sea III" 1,5 Tonnen Kokain sicherstellen können. Der "War on Drugs" wird also immer weiter intensiviert - zu Lande und zu Wasser.
belga/rtbf/est